Hallo zusammen,

klar, die Einschränkungen für den Transport auf dem Binnenschiff sind natürlich vorhanden.
Aber beim direkten Vergleich mit dem Lkw sind die extremen Vorteile ja nicht wegzudisktuieren. In ähnlichen Vergleichen in anderen Bereichen streitet man sich ggf. um ein paar Prozentpunkte, hier sprechen wir von Größenordnungen, die meiner Meinung nach aber leider so nie in der breiten Öffentlichkeit (in den Medien) ankommen. Im Gegenteil wird der Transport mit dem Binnenschiff eher noch verunglimpft. Warum ist das so? Warum können sich die Branchenverbände hier nicht durchsetzen / Gehör verschaffen? Es liegt wohl an der viel zu kleinen Lobby, die sich gegen die mächtige Verbandsarbeit der Lkw-Branche nicht durchsetzen kann.

Bei den Kraftstofffverbräuchen haben wir spezifisch (g/kWh) manchmal, aber nicht immer, einen Vorteil bei den Mittel- und Schnellläufern gesehen. Diese Verbräuche sind aber massiv davon abhänig, wie Schiffsrumpf, Getriebe und Propeller ausgelegt sind. Man kann hier leider nicht zwei Schiffe miteinander vergleichen. Vergleichen lässt es nur am Motorprüfstand unter standardierten Bedingungen. Ich wage aber einmal zu behaupten, dass ein Langsamläufer mit moderner Einspritztehnik ähnliche oder sogar bessere Verbrauchswerte hinbekommt als ein Schnellläufer. Alle großen Schiffsdiesel in den großen Seeschiffen sind übrigens auch Langsamläufer (2-Takt-Kreuzkopf) - wegen den unschlagbar niedrigen Verbräuchen (170 g/kWh und besser).

Ja, sie bauen kleiner, kompakter, leichter die Schnellläufer auf Grund der höheren Leistungsdichte. Aber ist das ein großes Argument in einem 2000 Tonnen-Schiff? Auch in der Anschaffung sind sie günstiger, aber auch reparatur- empfindlicher. Und das ist doch der eigentliche Kostenpunkt. Und offenbar halten die Dinger im Durchschnitt nur 12 Jahre. Das ist doch ein Killer. Meine Erfahrungen hinsichtlich Geräusch: Hier sind die Langsamläufer eindeutig besser. Meine Erfahrung hinsichtlich den Abgasen: Die Langsamläufer haben eindeutig geringere Rußemissionen als die Schnellläufer und das, obwohl die Einspritztechnik der Schnellläufer teiweise Jahrzehnte später entwickelt wurde / moderner ist. Es gibt aber auch eine einfache Erklärung hierfür: Bei den Langsamläufern hat der während der Verbrennung gebildete Ruß sehr viel mehr Zeit noch im Brennraum nachzuoxidieren, als bei den Mittel- und Schnellläufern. Die die für die Gemischbildung zur Verfügung stehende Zeit ist während eines Arbeitsspiels einfach doppelt bis 10 fach so lang, je nach Drehzahl. Bei den Stickoxiden sieht man zumindest bei den Maschinen die wir gesehen haben, kaum Unterschiede. Auch die ZKR-II-Schnellläufer-Motoren sind in der Regel an der Grenze des Zulässigen - klar, weil wenig Verbrauch immer auch viel Stickoxide im Abgas bedeutet. Und hier geht man immer in Richtung des geringsten Verbrauchs und damit an die Grenze bei den Stickoxiden.

@Chris
Natürlich haben die modernen (Schnellläufer-) Motoren mit einer Common-Rail-Einspritzung Vorteile bei der Gestaltung des Einspritzverlaufs und durch sehr hohe Einspritzdrücke und feiner Einspritzstrahlaufbereitung auch Vorteile bei der Rußbildung sowie den Stickoxidemissionen. Trotzdem benötigen auch diese Motoren zur Erreichung der Stufe V eine ausgefeilte Abgastechnik.

Allerdings lassen sich auch ältere Motoren die mit Abgasminderungstechnik ausgerüstet wird, ganz nach unten bringen in den Emissionen. Wir haben mit unserer KWE-Technik bspw. einen Deutz 545 aus dem Jahre 1963 mehr als 60% unter die ZKR II-Grenzwerte gebracht. Solche Emissionen schaffen auch moderne Schnellläufer -zumindest bis Baujahr 2016- nicht ohne Abgastechnik, zumindest haben wir das noch nicht gesehen.

Natürlich ist auch die Nachrüstung auch nicht umsonst. Im Vergleich zu einem neuen Motor, inkl. Einbau sowie ggf. noch Getriebe kostet eine Nachrüstung jedoch nur einen Bruchteil (meist weniger als 10%).

Für mich gibt es daher immer noch keinen driftigen Grund einen alten gepflegten Langsamläufer aus dem Rennen zu nehmen, wenn man mit 20. bis 30.000 EUR Eigenanteil (nach Abzug der staatlichen Förderung) die heute noch für neue Motoren gültigen ZKR II-Abgasgrenzwerte hinbekommt. Noch dazu, wenn man den aktuellen Schnellläufer nach lächerlichen 12 Jahren wieder erneuern müsste.


Gruß
Uwe