Wer weiß denn, was "lennen" ist?
Gernot
Wer weiß denn, was "lennen" ist?
Gernot
Hallo,
Walter Laué, erfahrener Kapitän auf Rheinschiffen (u.a. bei Schürmann und Rheinstahl in den 1950er- und 1960-Jahren) erläutert: "lennen" bedeutet so viel wie "anlanden" oder "länden".
Weiter: Ich verstehe das Wort "lennen" als Tätigkeitswort, ein in die Vergessenheit geratenes Fachwort der "Rheinschiffersprache". Wenn ma sich an die Situation erinnert, wo in dem Film "Kohlenschleppzug auf dem Mittelrhein" der St. Goarer Lotse mit dem Nachen vorne am Radboot beirudert und seine Leine dem Matrosen zuwirft - das ist : lennen. Also im Grunde genommen: festmachen. Gleiches, wenn ein Schiff beifährt und festmacht = "lennen". Auf der Donau sagt man vergleichsweise: "verheften".
MfG
Walter Laué
Hallo, das Wort „lenne“ war auch bei den Landratten ein Begriff.
Dazu muss ich aber ein bisschen weiter ausholen.
Die Jugendlichen von benachbarten Dörfern standen oft in einer Rivalität zu einander.
So auch zwischen Irlich und Fahr am Rhein.
Der Rhein führte bei Hochwasser viel Treibgut mit, das zum Leidwesen der Irlicher bei ihnen vorbei trieb und von der Strömung in Fahr an Land gespült wurde.
Die Irlicher wollten dann den Fahren einen Streich spielen.
Dazu nahmen sie ein altes Holzfass füllten es dreiviertel mit Gülle und ab in den Rhein damit.
Die Fahrer witterten reiche Beute als sie das Fass an Land zogen und mit großer Mühe nach Hause brachten. Dort erhoffte man etwas Köstliches oder zumindest etwas Nützliches im Fass zu finden.
Nach dem der Spund entfernt war schoss eine übel riechende Gülle in das bereit gehaltene Gefäß.
Danach hatten die Fahrer den Spitznamen „Fahrer Schisslenner“
Gruß Ernst, der ein alter Irlicher ist. :tongue2:
Wer glaubt alles zu wissen ist dumm. © by E.Krobbach
Hallo Walter und Ernst,
das ist ja interessant, was ihr schreibt! Ich selbst kannte den Begriff bis vor wenigen Tagen gar nicht; Hans Peter Duhr (bis vor kurzem unterwegs mit SILENCE) verriet ihn mir in einer Mail ganz beiläufig:
"...den Poller, an dem man vorne einhängte zum lennen, so nannte man das abstoppen an der Saar."
Ich war also davon ausgegangen, daß das ein saarländischer Begriff ist oder war, aber offenbar kannte man ihn auch am Rhein! Ich muß mal sehen, ob ich irgendwo in einen größeren ethymologischen Lexikon, vielleicht in Marburg in der Bibliothek der Germanisten, etwas zur Wortherkunft herausbekomme - im Internet finde ich das Wort nirgends. Offensichtlich kommt "lennen" demnach ursprünglich von "länden" und entwickelte sich in der Schiffersprache weiter zum "Festmachen".
Gernot
Hallo Gernot,
Walter Laué ist nicht "Rhein-Mosel", da 85-jährig und (noch) kein User dieses Forums...aber das macht nix, dafür stelle ich hier etwas in seinem Namen ein:
Wer kennt den Fachbegriff:
SEMMEN
Antworten werden in St. Goarshausen sehnlichst erwartet.
Dieser Begriff kommt aus der Schleppschiffahrt.
Wurde sehr oft im RHK gemacht.
Eine Boot mit 2 Kähne, und der letzte Anhang musste in einen Hafen rein und der Schleppzug ist weiter gefahren.
Dann hat der letze Anhang seinen Schleppdraht losgemacht und ist ist den Hafen reingesemmt oder hat Semmen lassen.
Wurde auf Strom (Rhein) auch gemacht.
Den Ausdruck Lennen kenn ich nicht hab ich auch noch nie gehört.
Für mich hört sich das mehr nach "Donau" an.
Auf dem Rhein kenne ich das nicht.
Gruß Manfred
Hallo Manfred,
auf dem Rhein war das für den Schiffsführer eines Schleppkahnes eine Herausforderung, den richtigen Zeitpunkt zum Losmachen zu bestimmen, um z.B. in die Neckarmündung mit der Restgeschwindigkeit seinen vorgesehenen Liegeplatz zu erreichen. Gleiches galt für einige Rheinhäfen, wo das möglich war, um den Hafenschlepper zu sparen.
Gruß
Rome
Hallo zusammen,
semmen, das hatten wir hier schon mal
Gruß
Heidi
Ich bin süß und nett, doch der Schein trügt!
Ich hab' die Scheiße jahrelang vorm Spiegel geübt.
Manche Menschen sind mit einer solch herrlichen, ignoranten Dummheit gesegnet,
daß sie ihre eigene Lächerlichkeit gar nicht bemerken
Hallo,
auch wenn es schon einmal Ausführungen zum Thema "semmen" im Forum gab: Hier ein in mehrstündiger Handarbeit hergestelltes Schema (Skizze) von Walter Laué:
MfG