Die folgende Geschichte habe ich von Hans Peter Duhr übermittelt bekommen. Viel Spaß beim Lesen!

Gernot
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1980, Goldgräberstimmung, in der Schifffahrt lief es gut, für jene, die selbst über ihr Schiff verfügen konnten. Das waren oder sind also jene, die nicht als Hauspartikulier oder Genosse bei einer der Genossenschaften die Verfügungsgewalt über ihr Schiff abgegeben haben.

Aber das ist hier eigentlich nicht das Thema, in 1980 war ich als freier Partikulier auf MS Frankenwald in der Mosel und habe ein Fahrt von Koenigsmacker angenommen mit Gips für Duisburg-Ruhrort. Wir haben dort an der Verladestelle der Anytrith geladen, das Material wurde aus Veckring etwa 15 km beigefahren mit 3 LKW´s, Camion in Frankreich genannt. Es war kalt, die Camions fuhren rückwärts eine Rampe hoch, um abzukippen. Wohl wegen Frost zog die Bremse des Camions nicht an. Dies nicht bemerkend stieg der Fahrer aus um eine Zigarette zu rauchen, als sein Camion die Rampe runterlief und mit der Zugmaschine in einen Graben rollte, der Camion war noch beladen. Es kam ein kleiner Kran, der den rausheben/ziehen sollte, was aber mißlang.

Der Eigner der Camions, Monsieur Lauermann, stand meist am Kai und beobachtete, wie seine Wagen liefen. Nachdem der eine Wagen also ausgefallen war, drohte es, daß wir an dem Tag nicht mehr fertig wurden mit laden, weil eben nur noch zwei Camions die Strecke von 15 km von der Gipsgrube zum Schiff fuhren. Ich fragte Monsieur Lauermann, gerade als er einen größeren Kranwagen bestellen wollte, ob der Camion einen Schaden hätte, kann er weiter fahren, wenn er vorne aus dem Graben heraus ist. Mais Oui Monsieur, sagte er, aber ja.

Soll ich den Camion denn raus ziehen, fragte ich, geht das denn, fragte er, also versuchen wir es, sagte ich. Wir holten an den Dalben etwas zurück, so daß der vordere Gangbordpoller quer ab zum Camion war in etwa 30 Meter vom Ufer ab. Dann setzen wir ein dickes Tau von der Anhängerkupplung des Hängers auf den Gangbordpoller, holten so gut durch wie möglich. Nun fuhr ich hinten ab, das ergab natürlich eine enorme Hebelwirkung und der Camion kam langsam aus dem Graben, das Tau wurde dabei sehr dünn, hielt aber stand. Der Camion war draußen, kippte ab und fuhr sofort weiter. Allerdings war soviel Zeit vergangen, daß es mit Fertigstellung an dem Tag doch nichts mehr wurde. Bei uns an Bord war unser Mitarbeiter, der Steuermann Wolfgang G. und meine Ehe- und Steuerfrau. Teilweise auch noch ein Decksmann aus Leutesdorf. Der Fahrer des verunglückten Camions kam und gab mir eine Flasche Schnaps, ich dachte, das sei sein persönlicher Dank, weil er schon gejammert hatte, der Lauermann wirft mich raus. Ich dachte, es wäre persönlicher Dank, weil es doch so glimpflich abgegangen war.

Monsieur Lauermann war auf einmal verschwunden, nie mehr habe ich ihn gesehen, auch nicht bei späteren Beladungen an der Ladestelle, obwohl es noch immer seine Camions waren, die da den Vorlauf machten. Nach der dritten Fahrt unseres unglücklichen Fahrers sagte ich dem, ob Monsieur Lauermann nicht mal unsere Leistung bezahlen wolle. Bei der nächsten Fahrt überbrachte er die Antwort, wir hätten doch eine Flasche Schnaps bekommen. Sag dem Monsieur Lauermann, sagte ich dem, ein Schiffmann kann Camions aus dem Graben ziehen und sie auch wieder reinfahren und zwar an die gleiche Stelle. Er solle mit der Besatzung, also mit meiner Ehe- und Steuerfrau, mit Wolfgang und mir in das Restaurant dort im Ort zum Essen gehen, dann wäre das OK.

Bei der nächsten Fahrt brachte Fahrer der ein Stück Papier mit für das Restaurant, 3 Repas, drei Essen, Unterschrift Lauermann. Wir hatten Feierabend, machten uns nach dem Gips laden landfein und gingen zum Restaurant und ließen uns die Karten geben, natürlich auch die Weinkarte. Bei der Bestellung, natürlich das beste und teuerste, legte ich auch den Voucher, den Schein vom Lauermann vor. Der Messieur Lauermann bezahlt aber nur das Dagesmenü. Der Herr Lauermann bezahlt aber nur das Tagesmenue, also das billigste auf der Karte, sagte die Bedienung. Der Monsieur Lauermann bezahlt heute alles, sagte ich, ich habe heute sein Unternehmen gerettet. Ob die Bedienung von der Küche aus den Herr Lauermann angerufen hat, ich weiß es nicht, wir bestellten was rein ging, Vorspeise, Hauptgericht, den Käse, das Dessert, den Wein dazu, Monsieur Lauermann bezahlte alles, wir in jedem Fall nicht.

Nun, wir hatten auch Risiko bei der Sache, wenn das Tau gerissen wäre, der Monsieur Lauermann wäre der letzte gewesen, der es uns bezahlt hätte. Und vier Eimer Gasöl hat es auch gekostet, plus unsere Arbeit.

Alles war in Ordnung. Wie schon erwähnt, bei späteren Beladungen in Königsmacker haben wir Monsieur Lauermann nie mehr gesehen, er mochte uns nicht mehr so richtig gut.