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Thema: Heizen

  1. #1

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    Standard Heizen

    Folgenden Beitrag habe ich aus dem Beitrag Gütermotorschiffe > R > Ruhr hier reinkopiert:
    -------------------
    4 Ofenrohre waren damals normal. Eins für den Küchenherd, eins fürs Bad bzw. für den Waschbottich und zwei Schlafzimmer unter Deck= 4. Bei einigen kam nach Einbau eines Durchlauferhitzers noch eins für die Entlüftung dazu. War immer ne ziemliche Sauerei wenn wir bei Leerfahrt im Kanal alles umlegen mussten. Zu allem Überfluss zogen die Öfen dann nicht mehr und die Bude war ständig unter Qualm. Meist haben wir die Öfen nur Abends wieder angemacht. Das Problem war nur die Kocherei. Wohl dem der einen Petroleumkocher hatte.

    Gruß Jürgen F.

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    Wann und in welchem Umfang sind denn dann die Ölöfen in die Binnenschiffahrt eingezogen? Und wann die Gasheizungen? Erzählt doch mal, was wann an Bord normal war! Ich denke, das dürfte auch viele jüngere Leute interessieren, die nur die heutigen Wohnverhältnisse kennen.
    Gernot

  2. #2
    Avatar von Jürgen F.
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    Die Schiffsführer waren schon recht früh im Vorteil. Während der Fahrt sorgte die Maschine für die Wärme und zu Feierabend wurde die Heizung im Maschinenraum in Betrieb ganommen. Mein erstes Schiff war Baujahr 1968 und hatte in der Wohnung vorne noch 3 Ölöfen und den besagten Waschbottich der auch fürs Badewasser sorgte. Erst 1972 wurde ein Gasherd eingebaut der aber ausschließlich zum Kochen da war. Bei der Umbaumassnahme ist dann auch eine elektrisch betriebene Hauswasserversorgung installiert worden. Bis dahin wurde der Druck mit der Handpumpe erzeugt.Bei meiner Reederei kamen die Zentralheizungen im Vorschiff erst Ende der 70ger bis Anfang der 80ger zum Einsatz. Das war schon in sofern eine Verbesserung, das endlich der Dieselgestank aus den Wohnungen verschwand. An dem Dieselmuff waren übrigens nur die Schiffsjungen schuld, weil beim auftanken der Öfen auch schon mal gekleckert wurde. Der Sprit musste 2x am Tag für 3 Öfen vom Maschinenraum nach vorne geschleppt werden und wehe da wurde auf Deck getropft.
    Eine Gasheizung habe ich nicht kennen gelernt, aber so praktische Einrichtungen wie elektrische Boiler haben uns später den Job dann auch erheblich erleichtert. Die Zeit war zwar manchmal sehr arbeitsintensiv, aber schön wars doch. Man hatte einfach mehr Zeit. Wieviele Kollegen haben wohl schon einmal auf dem Rhein um 18.00 Uhr Feierabend gemacht? Dann die Wohnung vorne und vor Anker liegend! War schon toll.

    Schöne Grüße vom nassen Dreieck
    Jürgen F.
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  3. #3
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    Ich bin zwar erst 1980 in die Binnenschifffahrt gekommen, war aber einigermaßen enttäuscht über die technische Ausrüstung an Bord. Von der Marine (63-67)her war ich wohl etwas verwöhnt. Normalerweise nur 24 Volt, Gaskühlschränke, die ab und zu auch mal kräftig rußten und wenn wir im Hafen lagen zum Laden oder Löschen (Tanker) gar keine Heizung. Wurde im Winter immer saukalt in der Wohnung wenn wir am Steiger lagen und erst mal die Ladung aufheizen mussten.

    Gruß
    Friedhelm L.

  4. #4
    Avatar von Jürgen F.
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    Und trotz alledem hatten wir ja schon Luxus. Ich habe viele nette Kollegen von der DDR Flotte kennen gelernt und auch einige Bierchen mit ihnen vernichtet, aber wehe wenn da der Ofen angemacht wurde. Der Wind stand immer in der falschen Richtung, also alle Luken dichtmachen. Dagegen waren unsere Dampfer wahre Luxus Liner. Ich bin ja überzeugt, daß hier im Forum bestimmt nicht viele sind die sich dran erinnern können wie unsere 220V Versorgung war. Ich sag nur : Zerhacker. Das wäre auch ein schönes Rätselwort.

    Beste Grüße
    Jürgen F.
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  5. #5

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    Standard Vom Kohle- zum Ölofen

    Ich habe mal wieder mit Uli Totzki telefoniert, der mir zum Thema Heizen folgendes sagte:

    Die Kohlen zum Heizen wurden immer aus der Kohlenfracht genommen. Hatte man selbst keine Kohlen an Bord, versorgte man sich eben von einem Nachbarschiff. Das sei ganz selbstverständlich gewesen und keiner habe nachgezählt. So habe es bei den Reedereien für alles, von Farben, über Drähte bis hin zu Schrauben Anforderungszettel gegeben, wenn die Schiffer etwas haben wollten, nicht aber für Kohle. Uli berichtet, daß sein Schiffer sich an seinem Heimatort sogar von einem Kohlenhändler, der ein Auto besaß, eine Ladung Kohlen vom Schiff nachhause fahren ließ – als Lohn dafür durfte er sich einen weiteren Teil für seine Kohlenhandlung holen. Ärger hätte sein Schiffer deswegen nicht bekommen.

    Der Sinn der Herfte auf den Schiffen früher war zu einem großen Teil, daß man sie sich unterwegs mit Kohlen zum Heizen und Kochen vollstopfen konnte, wenn man keine Kohlenladung fuhr! Selbst Tanker, wo Heizöl vorhanden gewesen wäre, hatten Behälter für Heizkohle an Bord – so selbstverständlich war das Heizen mit Kohle.

    Als die Kohlenfrachten ausstarben, starben mit ihnen auch die Kohleöfen. Auf den Motorschiffen heizte man jetzt mit Diesel, das man nur nach vorne zu tragen brauchte. Mit dem Aussterben der Kohlefrachten setzte sich das auch auf den Schleppkähnen durch. Man brauchte die Schleppkähne nicht extra mit Kohlen zu versorgen, Diesel war überall greifbar und auch sauberer, als die Kohle. Die Öfen brannten nachts durch und machten nicht gegen Morgen schlapp, wie durchgebrannte Briketts. Kein morgendliches Überbordkippen der Asche mehr – hoffentlich mit dem Wind, sonst hatte der Alte ein weißes Schiff und entsprechende Laune.

    In einer Zeit, als auch in der Schiffahrt Personalmangel herrschte, konnte man mit einem „luxuriösen“ Ölofen auch besser Leute anlocken, als mit Kohleöfen. Gasöfen hingegen hätte es auf deutschen Schiffen – im Gegensatz zu niederländischen – nicht gegeben, weil man dagegen eine Abneigung gehabt habe. Das deckt sich mit der Aussage von Jürgen in Beitrag 2, daß er auf den Schiffen keine Gasheizungen erlebt habe.

    Gernot
    Geändert von Gernot Menke (15.02.2009 um 23:52 Uhr)

  6. #6

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    Standard Heizen

    Hallo

    Es dauert bei mir halt etwas länger, bis ich alle Themen durchgearbeitet habe.
    Zum Thema Heizen kann ich auch nur aus der "guten alten Zeit" berichten.
    Auf den ersten Schiffen auf den ich gefahren bin waren ausschließlich Kohleöfen. Dann kam die Neuerung auf den "Ernst Menzer-Schiffen" so 1955,
    d.h. Schiffsführer-Wohnung mit Koks-Heizung ( Koks wurde ordentlich beim Kohlehändler gekauft) Während der Fahrt wurde diese auch mit dem Kühlwasser betrieben und im Vorschiff nur Kohleherd und Kohleofen Ab 1957 Koks-Heizung achtern, aber zusätzlich Gasherd und Gaskühlschrank,
    im Vorschiff Kohleherd, Kohleofen und Gaskühlschrank.
    Dann wechselte ich auf "DDR-Tanker" made in Roßlau. Achtern Öl-Heizung,
    Ölherd und Petroleum-Kühlschrank. Im Vorschiff Koks-Heizung für Unterdeck,
    in der Küche Ölherd und Petroleum-Kühlschrank achtern im Vorratsraum.
    (dieser P-Kühlschrank vom MTS Schweinfurt war 1971 die Ursache am Schiffsunglück im Caltex-Hafen verantwortlich!- Nichtfeuern mißachtet!)
    An Bord war auch nur eine 24Volt Anlage, aber für die Ankerspill der Bug- und Heckanker ein 110 Volt Generator den man auch für andere Geräte benutzen konnte.

    Gruß Rhein-Skipper

  7. #7

    Deutschland

    Hallo,
    in der Zeit, als ich bei "Braunkohle" war, fuhr ich hauptsächlich auf Schleppschiffen, mit Belüftungen, für die noch warmen Briketts . Jeder wusste im Prinzip, was wir geladen hatten.
    Wir hatten vorne einen Herd in der Küche und das wars. Briketts hatten wir ja meistens genug. In den grösseren Schiffen wie zB Braunkohle 32 oder 33 (je 3000 t) waren zwar vorne auch 2 Zimmer, die aber beide nicht zu heizen waren.
    Das Wichtigste für mich als "Schmelzer" war morgends den Küchenherd anheizen und Kaffee kochen.

    Da wir fast ausschliesslich Briketts fuhren, kamen fast immer kleinere Schiffe längsseits und machten sich über Nacht fest. Hierbei waren viele holländische Motorschiffe, die sich mit Brikett versorgten, wofür wir dann Tabak bekamen.

    Einmal fuhren wir 3000 t Rotzucker lose. Da war abends was los !! Da es mitten im Sommer war, könnt ihr Euch vielleicht vorstellen wie deas Zeug gerochen hat und wie sehr die Leute plötzlich Zucker brauchten.....
    Und die Bienen....
    Dieser Zucker wurde in Karlsruhe von Hafenarbeitern in Säcke gefüllt und an Land getragen und das bei über 30 Grad. Diese Reise werde ich wirklich nie vergessen!

    Grüsse von Rolf
    Geändert von rodi (18.02.2010 um 17:46 Uhr)

  8. #8
    Avatar von retep
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    Standard heizen

    hallo - zusammen - da kann ich auch etwas zusagen :
    als ich 1958 bei dettmer auf den irbis einstieg -
    war vorne ein kohleherd mit backofen und ein ofen im " bad " für warmwasser -
    für die sitzbadewanne - die wäsche wurde in einen großen bottig in der küche
    gekocht - der kühlschrank lief mit petroleum - beim schiffsführer war es vornehmer
    im bad hatte er einen waschkessel (kohle) die heizung im maschinenraum war
    eine koksheizung - der koks wurde jede reise neu gebunkert und zwar mit einen
    greifer an deck geschüttet - vorm maschinenraumeingang war ein schraubbarer
    deckel an deck eingelassen - dort durften wir von deck den koks rein schaufeln -
    ihr könnt euch ja vorstellen was das für ein dreck war - wenn es dann noch
    geregnet hat ?? herrliche zeit wo bist du geblieben!!!
    das wurde erst besser als die berlinerschiffe kamen da stand die dieselheizung
    frei im maschienenraum - " was für ein vortschritt " !!!
    gruß peter

  9. #9

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    Beitrag Heizen

    Hallo

    Ich greife wieder tief in meine "B-S-Kiste"
    Das Heizen auf Binnenschiffen wurde mir 1945 auf "MS Pommern" vorgeführt. Im Vorschiff
    3 Feuerstellen, im Mittelroof beim Schiffseigner waren es 4 mit Bad und im Heck 2 für Wohnung und Waschraum mit Toi für die Manschaft. Kohlen mußten organisiert werden, manchmal auch beim Kohlenhändler! Im Waschraum durften wir Kinder bei der Fahrt mit dem Außenkühlwasser baden, in den Ferien waren wir 6 Anwärter!
    1952 wechselte mein Vater und ich zur Reederei Vogelsang & Schönfeld Kohlenhandelsges. Bremen. MS Inga Vogelsang war ein Schiff von der C.Pape Werft in Bremen-Rönnebeck. Alles komfortabler, im Vorschiff 3 Feuerstellen, aber mit Waschraum und Toi. Die "Kapitäns-Suite" mit Bad, Warmwasser von der Maschine und Koks-Heizung. Danach 1955 holten wir die "Menzer-Schiffe" von der Elbe, von da an gings bergauf! Die MS Martha Vogelsang war 1957 optimal ausgestattet, im Vorschiff zusätzlich ein Gasherd, achtern Gasherd und Gas-Kühlschrank, aber noch Koks-Heizung. Auf diesen 2 Schiffen war ich nicht nur der "Schmelzer" sondern auch der "Schmiermaxe" und "Heizer" mit allen Vor- und Nachteilen, besoders bei den Zeiten, denn mein Vater schonte gern die Firma......
    1959 kam der Wechsel zur K.Bernhold KG mit seinen 5 "Büttelschiffen" von Roßlau. Hier waren die Vorschiffe mit ÖLherd und die Schlafräume mit Koks-Heizung ausgerüstet. Der Petroleum-Kühlschrank stand achtern (der war leider am Schiffsunglück 1971 in Raunheim beteiligt, nichtfeuern und so). Achtern in Schiffsführer- und Maschinisten-Wohnung waren Ölherde, die vom Maschinenraum aus mit Diesel gespeist wurden. Eine Ölheizung, ein Petroleum-Kühlschrank und ein Waschraum mit Kohle-Kessel. Hier befand sich auch eine 110 Volt-Steckdose für eine Waschmaschine. Alles erträglich für die fünfziger Jahre und keiner mußte frieren......................

    Es grüßt der Rhein-Skipper

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