Hallo liebe Gemeinde,
Zunächst mal mein Mitgefühl den Hinterbliebenen und der Besatzung des verunglückten Schiffes.
Nachdem ich die ganzen Beiträge gelesen habe kann ich nicht anders als hier auch meinen Senf dazu zu geben.
Und wieder kommen hier Forderungen mit Verboten. Man soll den Fernseher verbieten. Äh, sollte man auch das Radio verbieten? Da kann man auch abgelenkt sein, wenn man zuhört. Auf einem LKW...... ist es ja auch verboten. Richtig, es ist aber auch verboten länger als 8 Stunden zu fahren, und dies ohne Pause, wohlgemerkt wo der LKW steht. In einem LKW ist es auch verboten mit dem Handy am Ohr zu fahren. Gefahrguttransporte sind bei Nebel verboten. Wollen wir dass auch in der Binnenschiffahrt einführen?
In einem LKW ist auch kein Brückenwarner, da steht auch nur ein Schild am Wegesrand. Nur, man baut keine LKW’s die höher als 4 Meter sind. Und die Führerhäuser der LKW’s sind keine 4 Meter hoch.
So wie ich das interpretiere waren auf dem verunglückten Schiff zwei Mann. Schiffsführer und Steuermann (mit Patent?). Das Unglück geschah um 20:30 Uhr. Wenn der Kollege um 6 Uhr losgefahren ist hat er mit seinen 59 Jahren auch schon 14 Stunden!!!!!!!!!! auf dem Buckel. Darf da die Konzentration nicht nachlassen? Und das Ganze dann auch noch im Nebel.
Wir leben in einer Welt wo es nur heißt, Länger, Breiter, Höher, schneller. Es werden Schiffe gebaut die man meiner Meinung nicht mehr als Binnenschiff bezeichnen kann. Die sollen aber auch überall hinfahren können. Es gibt Schiffe, die z.b. auf Grund der Wasserstände nur 700 Tonnen laden können und müssen, um an den Zielhafen überhaupt hin zu kommen, 800 Tonnen Wasser pumpen. Ist dass noch normal???????
Früher baute man Schiffe die Kanalgängig waren. Das waren sie auch. Heute baut man Schiffe die Kanalgängig bezeichnet werden, weil sie riesige Pumpanlagen und Ballastzellen haben.
Heute werden Schiffe in Nebenflüsse zugelassen, die müssen Geländer abbauen, zusätzlich müssen sie so viel Ballast aufnehmen, dass die Fenster über der Wasserlinie halb unter der Wasserlinie liegen. Ist dass noch normal??
Und dann wieder das leidige Thema Verdienst und Investition.
Früher hat man sich ein Schiff gekauft. Pöh ah pöh investiert um es auf den Stand der Dinge zu bringen. Eine ganze Generation hat das Schiff bezahlt. 4 Besatzungsmitglieder mit Angehörigen haben von den Einnahmen gelebt (Lohn usw).
Wie ist es heute?? Kaufen (nach Möglichkeit das größte was der Markt hergibt), auf den modernsten Stand bringen, wenn möglich alleine fahren (24 Stunden), und dass ganze muß in 5 Jahren bezahlt sein sonst lohnt es sich nicht. Klar, es ist jetzt übertrieben geschrieben aber so ist es.
Früher waren 3 Mann auf einem 86 Meter Schiff. Heute diskutiert man ob es nicht reicht 2 Mann auf einem 135 Meter Schiff zu zulassen.
Es geht nicht darum, ja die Technik von heute und und und. Es geht darum, dass da immer noch MENSCHEN arbeiten.
Früher gab es kein Telefon, bei Nebel ist man liegen geblieben, bei Sturm ebenfalls, da war der Stresslevel nicht so hoch wie heute. Da konnte man auch mal runterfahren. Und, wenn man zum Wochenende am Löschhafen eintraf hat man noch nen ticken langsamer gemacht, dass man das Wochenende für sich hatte. Man hat auch Geld verdient, hat auch gelebt. Heute wird noch Gas gegeben, dass man ja noch löschen kann aber es wird ja trotzdem nix verdient.
Heute wird auf Deifel komm raus gefahren, Nebel Sturm shit egal, man muß dies und muß das. Und 30 mal am Tag Telefon, wann biste da, geht’s nicht noch schneller, die warten das kostet bla bla bla. Du liegst 1,20 Meter auf Kaub, na und, fahr weiter.
Und dann passiert nach einem 14 Stunden Tag solch ein tragisches Unglück und es müssen wieder Verbote und noch mehr Technik her. Und mit noch mehr Technik kann man ja wieder einen Mann einsparen.
Man kann ein Schiff ausrüsten wie man will, selbst wenn man die Technik eines Flugzeuges einbaut (Leitsystem für Schleusen, Warnsystem für Brücken, echten Autopilot der einen von Rotterdam nach Linz bringt ohne dass man auch nur einen Hebel betätigt) bleibt immer noch der Faktor Mensch.
Ein Mensch, aus Fleisch und Blut, der keine 24 Stunden volle Konzentration bringen kann, dem man nicht einfach einen Ölwechsel verpasst und er rennt wieder.
Früher kannte man „Burnout“ nicht. Man hat körperlich mehr gearbeitet. Tja, und heute??????
Man stöhnt ja heute über die neue Regelung der Arbeitszeit auf Schiffen. Insbesondere, dass die Besatzungen nach 30 Tagen Freizeit haben müssen. Ausgenommen Eigentümer, die brauchen dass nicht. Das sind ja besondere Menschen, die können ja jahrelang den Stresslevel hoch halten.
Nix gegen Partikuliere, ich habe allerhöchsten Respekt, den Mut aufzubringen solch ein Projekt anzugehen. Ich hatte den Mut nicht.
Nur, ein Besitzer eines LKW’s der selbst fährt, muß auch seine Freizeit nehmen ob er will oder nicht. Er darf nicht Tage, Wochen, Monate fahren ohne Freizeit. Und was ist mit dem Partikulier der selbst Tag ein Tag aus fährt??
In diesem Sinne gute Reise
PS.: Eins hatte ich noch vergessen, selbst Lokführer haben gesetzliche Pausen einzuhalten und müssen in der Zeit ihren Zug abstellen.