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Thema: Umsteuerrad

  1. #11

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    Zitat Zitat von Wasserratte Beitrag anzeigen
    Hallo Herrmann,
    das kann ich mir direkt bildlich vorstellen *gg*.
    Das zischte und knallte ja auch wirklich zum Erschrecken.

    Bei uns gab es das nicht, wir konnten die Maschinen vor- und zurückschalten, ohne dieses Umschaltrad. Am Schaltbock gab es bei uns Vor - Stopp - Zurück. Vorschalten nach vorn, zurückschalten bis zur Mitte = Stopp, nach hinten schalten = zurück.
    Nachdem du oben geschrieben hast, daß ihr Elektrostart hattet wurde die Drehrichtung des Propellers auch durch ein Wendegetriebe bewirkt. D.h. der Motor lief immer mit gleiche Drehrichtung und es wurde im Getriebe geschaltet. Beim oben beschriebenen Umsteuerrad wird von langsamlaufenden, umsteuerbaren Motore gesprochen, die immer mit der Propellerwelle starr verbunden sind. Mit dem Umsteuerrad wird die Nockenwelle verschoben und dann der Motor in der anderen Richtung wieder neu angelassen. Diese Bauart wird aber bei Binnenschiffen schon länger nicht mehr verwendet. Ich weiß nicht wie lange das auf den Rheinschiffen schon so ist, wir haben in Korneuburg das letzte Mal umsteuerbar Langsamläufer ca. 1979 in Passagierschiffe für die Sowjetunion eingebaut. Und damals waren mir als Lieferanten für diese Motore auch nur mehr SKL und russische Lieferanten bekannt.
    Bei den von uns eingebauten Maschinen handelte es sich um 900PS Motor mit 375 1/min russischer Erzeugung. Umsteuerrad gab es natürlich nicht mehr, die Motorfernbedienung erfolgte pneumatisch über einen normalen Telegraf der über ein Automatikprogramm das Bremsen der Welle, Verschieben der Nockenwelle und Wiederanlassen steuerte.

    Grüße aus Wien
    swk

  2. #12
    Avatar von Wasserratte
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    Ja, wir hatten Getriebe, für jede Maschine eins, also demzufolge 2.

    Sowas:

    http://www.sertürner-realschule-hameln.de/reintjes.html

    Reintjes sucht auch noch Auszubildende, hab diese Seite erwischt. Wenn man scrollt sieht man die Zeichnung eines Schiffsgetriebes.
    Geändert von Wasserratte (16.02.2009 um 10:52 Uhr)
    Mit freundlichem Gruß Christa

  3. #13
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    Hallo,
    rein aus technischem Interesse an alten Schiffen suche ich im www derzeit Infos über den auf mehreren Fotos bei ddr-binnenschiffahrt gezeigten Motorfahrstand für SKL-Motoren (u.a. http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/...au-bea-002.JPG). Bislang erfolglos, bis ich eher zufällig diesen Thread fand. Kann mir jemand weiterhelfen? Ich vermute einfach mal - basierend auf meinen bisherigen Recherchen - daß das große Rad der Umsteuerung des Motors und das kleinere, lenkradartige, der Drehzahlsteuerung diente. Hier (http://www.schiffsspotter.de/Dokumen...83_Bruecke.htm , ganz unten links in der Galerie) sieht man noch ein drittes Rad, welches ich als Feststellmöglichkeit gegen Vibration sehe.

    Vielen Dank!

  4. #14

    Standard Umsteuerrad genauer b.z.w. Umsteuerung des Motors

    Hallo Ouote und alle Umsteuerrad geschädigten

    Am Anfang dachte ich hier ist von einem Steuer die Rede. Es handelt sich aber um das Rad mit dem der Motor umgesteuert wird. Umgesteuert werden Motoren die kein Wendegetriebe oder einen Escherwyspropeller (Verstellpropeller) haben. Ich habe die Umsteuerung des Motors auf meinem Schiff. Bei modernen Motoren wird über ein Magnetventil der Motor pneumatisch umgesteuert,da reicht ein kleiner Hebel.
    Die alte Umsteuerung betätigt über Seilzüge den Anlasssteuerschieber, der über die Anlass und Umsteuernocken(auf der Nockenwelle), die Stößelstangen zu den Köpfen mit dem benötigten Zylinderköpfen für die Öffnung B.Z,W. Schließung der benötigten Zylinder und deren Ventile erforderlich ist.
    Das schwere ca 40 cm im Umfang messende Umsteuerrad hat die makierten Stellungen Stop, Anlassen, Betrieb und Umsteuern. Die linke Hälfte des Rades ist über 90 Grad mit Schwarzen eingravierten Buchstaben für den Vorausbetrieb , mit V (voraus), Anlassen Betrieb,stopp ,umsteuern gekennzeichnet.
    Die anderen Hälfte mit Z (zurück) Anlassen, Betrieb , Stopp, Ummsteuern

    Anlassen V = Voraus
    Ich lasse die Maschine an (mit Pressluft 30 Bar).Ich drehe das Rad von Stop rechts drehend ,ca 15 Grad, den Druckpunkt suchend und diesen mit gleichmäig starkem Druck überwindend. Innerhalb der weiteren 20 Grad Drehung öffnen die Einlassventile und die Luft strömt hörbar in die Zylinder. Der Motor wird Pressluft geturnt und zündet. Das Rad wird nun weiter auf die Stellung Betrieb gedreht .Im Sichtfenster oben erscheinnt das V für voraus .Das V auf dem Rand des Rades ist nun oben.

    Umsteuern auf Zurück :
    (Gas weg 25 Umdrehungen kleines Handrad)
    Maschine von Fahrt auf stopp. (Auspendeln)
    Etwas Gas (kleines Handrad)bei zu viel Gas blockiert die Umsteuerung!
    eine halbe Umdrehung des Umsteuerrades nach links und wieder zurück .
    Die Umsteuerung des Systems nicht des Motors erfolgt unter zischen ,das rote Z (zurück) erscheint im Sichtfenster

    Anfänger oder Hektiker versuchen die unausgependelte Maschine anzulassen .Der Nocken steht dann auf einem toten Punkt,die Maschine läßt sich nicht mehr anlassen.Höchste Gefahr bei Manövern.Da gibt es nur noch ,runter in den Maschinenraum ,Indizierhähne auf ,und mit der Turnstange von Hand ,die Maschine turnen, um die Kolben und Ventile in eine andere Stellung bringen.

    Umsteuern auf Rückwärts
    1.Stopp 2.Umsteuern hier gibt es das laute Zischgeräusch.
    (Zylinder die gerade auf dem Weg nach oben waren und verdichteten werden dekomprimiert,das heist die hoch verdichtete Luft ,Ca 30 Bar)muß raus,da die Zündfolge ja nun in anderen Zylindern stattfindet.)

    Weiterer Vorgang wie beim Anlassen auf voraus ,Druckpunkt,mit sehr viel Gefühl überwinden und Anlassen, Betrieb.

    Bei hecktischem Drehen am Umsteuerrad zum Umsteuern werden die Zylinder nicht entlüftet und die Anlassung mißlingt infolge des Gegendrucks der nicht entleerten Zylinder. Mein Bootsmann der 40 Jahre nur auf Motorschiffen fährt, kann die Maschine wohl abstellen, aber nicht anlassen und auch nicht umsteuern.
    Falls der die Maschine aus irgend einem Grund abstellt, muß ich innerhalb von Sekunden im Ruderstuhl sein, weil das Schiff ohne Wasserdruck auf die Ruderblätter sehr schnell verfällt.
    Ich hoffe mit dieser Auskunft ,das Umsteuern verständig erklärt zu haben.

    Bei weiteren Fragen stehe ich gern zur Verfügung .

    Ich habe bis jetzt jeden Motor komplett zerlegt und überholt .Für meine schwere M.A.N Maschine habe ich die Abzugsvorrichtungen und anderes Spezialwerkzeug für die Zylinderlaufbüchsen selber angefertigt. Zylinderlaufbüchsen, Kolben und Köpfe inklusive der Ventile wechselte ich selber.

    Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich!


    grotefend

  5. #15
    Unregistriert
    Gast

    Standard Umsteuern SKL

    Ein Wort vorweg, ich habe mich vor ein paar Tagen registriert, warte aber noch auf die Freigabe, offiziell Beiträge zu schreiben. Daher die "nicht-registrierter-user"-Nummer.

    Okay, zum Thema. Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Bisher habe ich im www nix Genaues dazu gefunden, was wohl primär daran liegt dass dieses System nicht so alltäglich ist.

    Die Beschreibung des technischen Ablaufes - grundsätzlich, ohne die "persönlichen" Details - war schon klar, dazu findet man Infos. Ich hätte allerdings gedacht man dreht das Rad nach vorne (in Fahrtrichtung), um Voraus einzustellen. Ich gehe davon aus, daß die genannte Drehrichtung "rechts" sich auf den Blickwinkel der Fotos bezog, denn das Rad ist ja in Längsrichtung montiert.

    Der Ablauf verwirrt mich etwas, bisher besaß das Umsteuerrad in den gefundenen Beschreibungen (siehe z.B. hier http://www.oldtacomamarine.com/Atlas...ion6/index.htm auf den Seiten 5&6) immer fünf Positionen, nämlich Stopp (in der Mitte) und dann in jede Richtung jeweils eine federbelastete Start- und feste Betriebsposition. Das Rad wurde aus bzw. über "Stopp" auf z.B. "Start Voraus" gedreht, dabei aktivierte die Steuerung die nötigen Pilotventile (Kraftstoffzufuhr, Anlassluft, Verschieben der Nockenwelle usw.) in der richtigen Reihenfolge und der Motor sprang an. Danach schnappt das Rad in die "Betrieb Voraus"-Position zurück.
    Hier gibt es wohl einen Zwischenschritt, nämlich das besagte Auspendeln, und eigene Positionen für "Stopp in Voraus (Zurück)" und "Umsteuern in Voraus (Zurück)" In welcher Reihenfolge stehen die Positionen auf dem Rad? Wenn ich versuche das "Kurbeln" mit der Beschreibung der Positionen und dem Ablauf zu koordinieren kriege ich das nicht hin.

  6. #16

    Deutschland Umsteuerrad genauer b.z.w. Umsteuerung des Motors

    Nun bin ich extra an Bord gefahren und habe ein paar Fotos zu meinem Text gemacht.
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  7. #17

    Deutschland Umsteuerrad genauer b.z.w. Umsteuerung des Motors

    Nun bin ich extra an Bord gefahren und habe ein paar Fotos zu meinem Text gemacht.

  8. #18
    Administrator Avatar von Gerhard
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    Hallo grotefend

    obwohl ich Deinen Beträgen sehr reserviert entgegen sehe hast Du Dir ein Lob verdient, weiter so und Ich schließe Dich in mein Nachtgebet mit ein.

    Gruß Archivar

  9. #19

    Standard Umsteuerung

    Vielen Dank. Wie in der PM geschrieben, meinte ich allerdings ein anderes System, daß von SKL eingesetzt wurde. Hier nochmal der Links, vielleicht kennt es ja jemand anderes.
    http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/...au-bea-002.JPG

  10. #20
    Avatar von Jürgen F.
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    Das ist gut gemacht

    Ich bin mit den Maschinen gross geworden.
    Wie lange muss der Daniel denn noch seinen Dienst tun?
    Funktioniert die Umsteuerung immer noch einwandfrei?
    So auf den ersten Blick hätte ich ja so meine Bedenken

    Gruß Jürgen F.
    Wer nicht ans Ruder darf, der wird auch das Fahren nicht lernen

    https://www.juergens-schiffsbilder.de/

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