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Thema: Dicke Luft über dem Wasser

  1. #11

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    Hallo Forum
    Das ist bestimmt wieder so eine Milchmädchenrechnung: 600 Schiffe passieren täglich in Emmerich, nur noch 400 in Köln dieser Unterschied lass ich eingehen , weil viele Schiffe in Duisburg bleiben, abzweigen in den Kanal, Neuss usw anlaufen, aber 49 T CO2 Ausstoß in Emmerich aber in Köln mit ein Drittel weniger Schiffe 61 T Ausstoß?? Dieser Maler soll sich bei seinen Pinsel halten bevor da unbegründete Zahlen veröffentlicht werden.
    Gruss Jozef aus Wien.

  2. #12

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    Hallo zusammen!

    Vorweg: Ich bin mal wieder begeistert, wie differenziert hier diskutiert wird. Das ist auf Facebook leider nicht immer so, wo ich in letzter Zeit mehr mitlese.

    @mainschnickel: Die Werte 49 und 61 Tonnen beziehen sich auf Düsseldorf und Köln sowie auf Feinstaub, nicht auf CO2. Aber auch dann gäbe es zwei interessante Thesen. Erste Möglichkeit: Die Feinstaub-Messmethoden sind verdammt ungenau, denn von der Güterschifffahrt her ist das so ja nicht möglich. Was in Köln durchkommt/startet, kommt auch in Düsseldorf durch. Zweite Möglichkeit: Tagesausflugschifffahrt und Flusskreuzfahrer (Einschiffung in Köln Richtung Süden, Generatorstrom beim Liegen) machen in Köln den Unterschied aus. So viel weiße Flotte wie in Köln ist in Düsseldorf nicht, oder? Und Landstrom an den Altstadt-Steigern für die Flusskreuzer gibt es in Köln soweit ich weiß auch noch nicht.

    49 und 61 Tonnen sind schonmal 110 Tonnen. Laut Luftkataster NRW gehen auf die Binnenschifffahrt 456 Tonnen Feinstaub (PM 10) pro Jahr in Nordrhein-Westfalen zurück. Da wäre jetzt interessant, wie sich die Kilometerleistung der Schifffahrt auf den Rhein in NRW verteilt. Machen die Stadtstrecken Köln und Düsseldorf da schon ein knappes Viertel von aus?
    Übrigens: Ein einzelnes großes Braunkohlekraftwerk (ich glaube es war Niederaußem) verursacht laut dem selben Luftkataster ungefähr genau so viel Feinstaub wie die ganze Binnenschifffahrt in NRW.

    Aber ja: Es ist geboten, sich weiter Gedanken über die diversen Umwelttechnologien wie KWE/GTL/Methanol/SCR/DPF/(LNG?) - und deren Finanzierung zu machen.

    Viele Grüße

    Christian
    Bonapart.de - Binnenschifffahrt aktuell

  3. #13

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    Standard Widersprüchlich

    Was mir an dem Artikel aufstößt, ist ein Widerspruch. Denn wenn im Text festgehalten wird: ... "bleiben Binnenschiffe im Vergleich zu Lastwagen ein effizientes und daher umweltfreundliches Transportmittel. Pro Kilometer und Tonne Fracht stösst ein Binnenschiff nach einer Berechnung des Umweltbundesamtes nur 33 Gramm Kohlendioxid (CO2) aus, damit kommt ein Kleinwagen kaum 300 Meter weit, unbeladen. Lastwagen produzieren rund dreimal mehr CO2." und ausdrücklich darauf hingewiesen wird, daß es um Belastungen "in ungünstigen Lagen" geht, in denen es zu Verkehrsballungen kommt, dann paßt das überhaupt nicht zu der Überschrift "die übelsten Dreckschleudern fahren auf dem Wasser", die sich auf die Seeschiffahrt bezieht.

    Die übelsten Dreckschleudern fliegen durch die Luft, sie erzeugen Strom und sie transportieren Fracht über die Autobahnen. Wenn das Problem in Sachen Binnenschiffahrt in erster Linie in der starken Zusammenballung des Verkehrs an bestimmten Stellen besteht, dann muß man das auch so benennen, anstatt von "schlimmsten Dreckschleudern" zu sprechen.

    Im übrigen ist es auch zu kurz gegriffen, allein in den Auspuff zu gucken. Es wird sehr oft zu schnell gefahren und der ökologische und ökonomische Vorteil der Schiffahrt damit ein Stückweit verspielt. Ein Schiff ist eben kein LKW und transportiert große Mengen energiesparend und umweltfreundlich - aber nur dann, wenn nicht blind gegen das Wasser angerannt wird.

    Gernot

  4. #14

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    ich hab es ja schon mal erwähnt und das Thema hat sogar in der Presse ein wenig beachtung gefunden (sicher nicht wegen mir...), der Feinstaub beim Straßenverkehr kommt zum allergrößten Teil vom Reifenabrieb, das gilt für LKW noch mehr als für PKW. Wenn man die gesammte verkehrsträger spezifische Feinstaubbelastung ansieht, dann schneidet das Binnenschiff sehr viel besser ab.

    Davon abgesehen, sind künstliche Schifffahrtskanäle beliebte Routen für Spaziergänger und Radfahrer, was man von Autobahnen nicht behaupten kann. Es wär auch mal interessant zu erfahren wieviel Feinstaub durch die künstlich angelegten Wasserflächen gebunden werden kann,

    Gruß
    Dominik

  5. #15

    Standard Noch sauberer durch Nachrüstung

    Hallo zusammen,

    vorab: Das ist mein erster Beitrag im Binnenschifferforum. Mit Interesse habe ich die sehr guten sachlichen Beiträge hier gelesen.
    Wir stellen Abgasminderungssysteme zur Nachrüstung größere Dieselmotoren her (www.exomission.de). Partikelfilter, SCR-Systeme, Katalysatoren als auch unsere innermotorisch arbeitende Kraftstoff-Wasser-Emulsionstechnik, kurz KWE sind unsere Produkte. Ein Schwerpunkt sind die Hauptmaschinen der (Bestands-)Binnenschiffe. Bei jedem neuen Projekt messen wir die realen Abgase im Originalzustand als auch im nachgerüsteten Zustand. Wir wissen daher sehr gut, welche Abgase die Motoren in welchen Mengen emittieren.

    Einer unserer Kunden wollte genau wissen, wie umweltfreundlich er denn mit / ohne unsere KWE im Vergleich zu den Lkw seine Güter transportiert. Daher haben wir die Emissionen des älteren (vor ZKR-Abgasnorm) Binnenschiffsmotors mit denen von Lkw verschiedener Abgasnormen (Euro 4, 5 und 6) hinsichtlich Stickoxiden (NOx) sowie Partikelmasse/Ruß (PM) verglichen. Um den Vergleich anzustellen, mussten wir verschiedene -natürlich ungenaue- Annahmen hinsichtlich Fahrgeschwindigkeit, Nutzlast, Kraftstoffverbrauch, Emission bei Lastpunkt, etc. treffen.

    Nach dieser vereinfachten Berechnung emittieren die großen 40 Tonner-Lkw (ca. 27 Tonnen Nutzlast) in den Euro-Normen 4 und 5 ca. 3,5 mg PM pro km pro Tonne Nutzlast. Ein Euro-6-Lkw der neuesten Generation emittiert demnach nur noch 1,1 mg/km/Tonne. Der Binnenschiffsmotor in unserem Vergleich (Baujahr 1967) emittiert nach Prüfnorm gemessen ca. 210 mg/kWh Partikel. Das ist schon fast am ZKR II-Grenzwert von 200 mg/kWh. Auf den Fahrbetrieb umgerechnet emittiert der Motor im Mix beladen zu Berg / zu Tal bei 2000 Tonnen Nutzlast etwa 2,6 mg/km/Tonne PM. Das ist also deutlich weniger als Euro 4 und 5 Lkw, allerdings auch deutlich mehr als ein neuer Euro 6-Lkw. Mit unserer KWE-Technik reduziert sich die PM-Emission an diesem Motor jedoch drastisch, so dass der Binnenschiffsmotor im Mix weniger als 0,5 mg/km/Tonne Partikel emittiert. Das ist weniger als die Hälfte gegenüber den modernsten Euro-6-Lkw.

    Das alles bereits ohne die Feinstäube aus Reifen-, Bremsen und Straßenabrieb sowie dessen permanente Aufwirbelung bei Lkw zu betrachten. Wenn man dem Artikel aus der Zeit "Die Motoren sind nicht das Problem" vom 17.02.2017 glauben darf, tragen die motorischen Feinstäube nur zu 15% zur Feinstaubimission bei. Die übrigen 85% sind die oben erwähnten Abriebe. Damit müsste man stark vereinfacht die 1,1 mg/km/Tonne des Euro-6-Lkw mit dem Faktor 6,6 multiplizieren, um die Gesamtfeinstaubemission des modernen Lkw (= 7,3) zu erhalten. Demnach ist selbst der modernste Lkw für 14 mal mehr Feinstaub verantwortlich als ein mit KWE nachgerüstetes, älteres Binnenschiff !

    Ähnliche Verhältnisse ergeben sich bei den Berechnungen übrigens auch bei den Stickoxiden im Vergleich Lkw - Binnenschiff (motorische Emissionen).

    Unser generelles Statement zu den Emissionen der Binnenschifffahrt.
    Die Binnenschiffe sind keine Dreckschleudern! Weder bei den Stickoxiden, noch bei Partikel/Ruß und schon gar nicht bei CO2. Im Gegenteil. Mit der Einführung der Euro-6-Abgasnorm bei Lkw hat der Lkw bei den motorischen Emissionen allerdings die Nase vorn. Im langlebigen Bestand der Binnenschiffe ist daher einiges an "Luft nach oben". Die Binnenschiffer können aber durch Nachrüstung von Abgasreinigungstechniken selbst dafür sorgen, dass man sich wieder völlig unangefochten an die Spitze des umweltfreundlichen Transports stellt. Das ist selbst bei Motoren aus den 60er Jahren möglich und mit dem Programm des Bundes dazu noch staatlich gefördert.

    Gruß
    Uwe Israel

  6. #16

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    Hallo Uwe,
    stellt sich nur wieder die Frage: wer zahlt die Kosten einer Umrüstung? ich ahne schon, das bleibt zu 100% am Schiffseigner hängen. Solange das nicht geklärt ist, wird wohl kaum ein Eigentümer das Kostenrisiko tragen. und wie sieht das mit den Freigaben der Maschinenhersteller aus?

    Gruß
    Arnold

  7. #17

    Standard KWE rentiert sich

    Hallo Arnold,

    Vater Staat hilft bei der Finanzierung zum Glück gewaltig mit! Über das Förderprogramm des Bundes für die "nachhaltige Modernisierung von Binnenschiffen https://www.elwis.de/DE/Service/Foer...ffen-page.html spendiert der Bund je nach Firmengröße zwischen 40% und 60%, in den neuen Bundesländern sogar bis zu 70% der Umrüstungskosten / der sogeannten Bemessungsgrundlage = BMGL in bar hinzu. Kleinste und kleine Unternehmen nach KMU-Definition der EU erhalten im Westen die 60%, mittlere Unternehmen erhalten 50% Zuschuss. Jeder Partikulier mit Wohnsitz im Westen erhält wohl die 60% denn kleine Unternehmen sind nach EU-Definition Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern und einen Jahresumsatz oder einer Jahresbilanzsumme von höchstens 10 Mio. Euro. Die sogenannte Bemessungsgrundlage berechnet sich pauschal aus der Nennleistung des Motors multipliziert mit 55 EUR/kW + 7.500 EUR als Einbaupauschale.

    Ein Beispiel für einen Motor mit 950 kW Nennleistung bei 60% Förderung

    KWE-Kaufpreis: 55.000 EUR
    Förderung: 60% der Bemessungsgrunlage = 900 kW * 55 EUR/kW + 7.500 EUR = 35.850 EUR Barförderung (muss nicht zurückgezahlt werden).
    Das ergibt Anschaffungskosten für den Partiklulier von lediglich 19.150 EUR

    Immer noch viel Geld, aber in der Regel ist mit der KWE sogar eine Senkung des Kraftstoffverbrauchs von ein paar Prozent verbunden, so dass nach Abzug aller Betriebskosten (Wasser, Wasseraufbereitung, Strom, Wartung, Korrosionsschutzöl) sogar eine netto Betriebkostensenkung übrig bleibt. Damit kann sich die Nachrüstung sogar in ein paar Jahren amortisieren.

    Freigaben von Motorenherstellern haben wir keine, aber Duldungen. Da die Motoren aber meist ohnehin aus der Gewährleistung sind, spielt das für uns meist auch keine Rolle. Motorenhersteller möchten auch gerne neue Motoren verkaufen und nicht nachrüsten Wir haben aber natürlich eine Produkthaftpflichtversicherung die bei Schäden eintritt. Die Versicherung haben wir aber bisher noch nie in Anspruch nehmen müssen.

    Unser erstes Projekt in der Binnenschifffahrt war übrigens 2013 die brandneue TMS Rudolf Deymann von der Reederei Deymann mit einem nagelneuen Wärtsilä 6L20 Motor.
    Unser Projekt mit dem ältesten Motor ist bisher die MS Empresa mit Deutz 545. Mit KWE läuft der Motor aus dem Jahr 1963 seit 2,5 Jahren so sauber, dass er sogar den Green Award Gold (60% besser als ZKR II) bekommen hat.

    Ein NDR-Fernsehbericht über die TMS Rudolf Deymann: https://www.youtube.com/watch?v=beshJWI8Ipg
    Ein Bericht der SUT über die Empresa ist hier zu finden: http://www.exomission.de/images/pres...%20SuT_Empresa

    Viele weitere Veröffentlichungen zum Nachlesen bei Interesse hier: http://www.exomission.de/index.php/service/presseinfo

    PS: Das allererste Projekt unserer KWE-Technik läuft in einem BHKW in Frankfurt an einem Iveco-Motor seit dem Jahr 2000 mit mittlerweile mehr als 100.000 Betriebsstunden.
    Felderfahrung haben wir also reichlich.

    Viele Grüße
    Uwe

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