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Thema: Sattelschlepper

  1. #21

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    Danke Helmut,

    ein schönes Bild und viele wichtige Informationen! Mal gespannt, wie sich der Widerspruch mit den 80 m Länge auflösen wird - offenbar durfte man auch 85 m noch mit drei Mann fahren? Möglicherweise brauchte man dafür aber einen vierten Mann, der auf Sattelschleppern auch vorkam - das waren ja immer noch weit weniger als auf einem Schleppboot! Ich habe die Besatzungsvorschriften nicht selbst vorliegen, sondern nur das wiedergegeben, was mir zu dem Thema zu Ohren kam.

    Dazu gehört noch eine weitere, wichtige Information, die ich heute gehört habe. Der ursprüngliche Anlaß zur Erfindung der Sattelschlepper (die natürlich alle Schlepp-Motorgüterschiffe waren. Aber nicht alle Schlepp-Motorgüterschiffe waren auch Sattelschlepper!) war offenbar zunächst nicht der Einfall eines Bürokraten zur Kostenersparnis, sondern die Sache lief konkret so ab:

    Nach dem Krieg lagen auch bei Haniel noch U-Boot-Motoren rum, die vor der Demontage versteckt und nun wieder verfügbar waren. Diese eigentlich viel zu starken Motoren wurden nun zur Motorisierung von Schleppkähnen verwendet. Das ständige Fahren mit nur halber Kraft führte aber zu Motorschäden.

    Daher wurde nun überlegt, wie man die Schiffe einbremsen konnte. Man versuchte es mit dem Anhängen von Schlepplast. Angeblich sei die Idee, vorhandene Schleppwinden auf die Schleppmotoren zu bauen, von Schifferseite gekommen. Die früheren Schleppkahn- oder auch Motorschiffer hätten es zunächst sogar als einen Fortschritt empfunden, jetzt mit den starken Maschinen schleppen zu können und unter Verwendung der beiden Winden und des Schlepphakens bis zu drei Kähne mitgenommen.

    Das Poblem war, daß die motorisierten ehemaligen Schleppkähne sich zum Schleppen nicht sonderlich eigneten und bei zu viel Kraft festsaugten. Zugleich war man aber seitens der Reedereien inzwischen auf den Vorteil aufmerksam geworden, mit den Schleppmotoren Personal zu sparen. So wurde gezielt das Konzept eines geeigneteren Schleppmotorschiffs entwickelt: mit zwei Maschinen mit kleineren und gegenläufigen Schrauben und der Verlegung der Schleppwinden und des Drehpunkts weiter nach vorne. Der Sattelschlepper war geboren.

    Jede Reederei hatte eigene Vorstellungen und die Entfernung des Drehpunkts vom Heck war unterschiedlich. Manche bauten breite Hecks, um viel laden zu können und das Eintauchen zu verhindern, Haniel baute mit Rücksicht auf die Fahrt nach Basel schlankere Formen. Das Grundkonzept war aber überall dasselbe. Inzwischen standen auch wieder brauchbare Maschinen zur Verfügung wie der RVM 545. Eine der wenigen großen Reedereien, die keine Sattelschlepper fuhr, war die französische CNFR.

    Erst jetzt kristallisierten sich für die Besatzungen die Nachteile der Schiffe heraus. Viele waren zugleich stolz, auf diesen Schiffen zu fahren. Nur die ehemaligen Schlepperkapitäne haben es als eine Degradierung empfunden, mit einem Motorschiff zu schleppen (vermutlich erklärt das das leere Schleppen einiger Sattelschlepper, die also de facto als Schlepper und nicht als schleppende Motorschiffe fuhren!). Für die Reedereien waren die Vorteile der Sattelschlepper von Anfang an klar und mit jedem in Betrieb gehenden Schiff starb wieder irgendein Räderboot oder auch Schraubenschlepper.

    Diese näheren Angaben zur Entstehungsgeschichte der Sattelschlepper erscheinen sehr viel plausibler und realitätsnäher, als der einfache Gedanke der Erfindung des Sattelschleppers am Schreibtisch eines Kalkulators.

    Gernot (wieder mit havariertem und dann von Micha repariertem Winkemännchen)

    PS: Hat eigentlich jemand eine Übersicht über die Sattelschlepper bei den verschiedenen Reedereien? Ich habe keine Ahnung, wieviele es insgesamt waren, würde aber einfach mal so auf um die dreißig tippen.
    Geändert von Stadt_Aschaffenburg (27.02.2009 um 01:17 Uhr) Grund: Winkemännchen repariert ;-)

  2. #22
    Historische Bilder Avatar von Ernst
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    Hallo Helmut, einen hast Du vergessen

    der "WILDE MANN" von der

    * M. Stromeyer Handel & Scheepvaart Maatschappij NV in Rotterdam
    ab 1967 Stromeyer AG in Basel


    Gruß Ernst
    Wer glaubt alles zu wissen ist dumm. © by E.Krobbach

  3. #23

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    @Helmut,

    ich hatte gar nicht kapiert, daß Deine Zusammenstellung (mit der kleinen Ergänzung von Ernst) bereits komplett ist? Alles zusammen zähle ich 36 Stück.

    Gruß

    Gernot
    Geändert von Gernot Menke (26.02.2009 um 01:48 Uhr)

  4. #24
    Historische Bilder Avatar von Ernst
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    Hallo Gernot,

    Eine der wenigen großen Reedereien, die keine Sattelschlepper fuhr, war die französische CNFR.

    Anfang der 50ziger war eine Delegation der CNFR, bestehend aus französischen Schiffbau Ing., Direktoren und führenden Leuten von De Biesbosch, in den USA um sich die Vorteile der Schubschiffahrt vorführen zu lassen.
    Anfängliche Bedenken wegen der Breite des Rheins und dessen Strömungen wurden beseitigt und so wurde die Schleppboot PR. HERRENSCHMIDT zum Schubboot umgebaut.
    Damit wurde dann das Ende der Schleppschiffahrt eingeläutet.

    Gruß Ernst
    Wer glaubt alles zu wissen ist dumm. © by E.Krobbach

  5. #25
    minikom
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    Hallo zusammen,

    ich habe mir alle Beiträge zum Thema „Sattelschlepper“ aufmerksam durchgelesen. Bei einigen war ich erstaunt über so viel Fachwissen bei anderen erheitert und manchmal auch ein wenig frustriert über den, meiner Meinung nach, haarsträubenden Unsinn, der da als ernst gemeinte Info eingestellt wird.
    Ich werde es mir aber verkneifen jeden Unsinn, der (meiner Meinung nach) dort geschrieben wurde, zu kommentieren. Eines möchte ich jedoch hier an dieser Stelle nicht versäumen – ich möchte mal was klarstellen:

    • Die sog. „Sattelschlepper“ (bei uns in Hanielkreisen auch „Flugzeugträger“ genannt, eine Bezeichnung, die ich als ehemaliges Besatzungsmitglied eines solchen Schiffes, nämlich des MS „RIEHEN“, viel schöner finde) waren zu ihrer Zeit die modernsten, vielseitigsten und am komfortabelsten ausgestatteten Frachtschiffe und eben auch Schleppmotoren; sie wurden von den entsprechenden Reedereien konzipiert und bauen lassen, weil man sich davon eine höhere Effizienz und eine entscheidende nautisch-technische Weiterentwicklung versprach. Sie waren allerdings in den Jahren 1955 bis etwa 1975 auch nur eine Art Zwischenlösung hin zu einer noch effizienteren Binnenschifffahrt, der Schubschifffahrt.
    • Die Sattelschlepper lösten zu ihrer Zeit die mit hohem Kostenaufwand betriebenen und nur zum Zweck des Schleppens geeigneten reinen Dampf- und Dieselschlepper ab, und zwar erfolgreich! Mein Vater, selbst jahrelang auf Räderbooten und Dieselschleppern als Kpt. im Einsatz, war zu meiner Zeit auch Kpt. auf dem MS „RIEHEN“. Er fühlte sich durch diese Tatsache in keinster Weise „erniedrigt“ bzw. degradiert, wie es zumindest in einem Beitrag zum Thema erwähnt wird. Das Gegenteil traf eher zu, er musste gleichzeitig Schleppzug- Ladungs- und Transportführer sein, was ihn doppelt verantwortlich machte. Es erhöhte seinen unternehmerischen Mitverantwortungsbereich.
    • Ihre gegenüber konventionellen Schleppern wesentlich höhere Manövrierfähigkeit beschränkte sich nicht nur auf das Schleppen leerer Anhänge in der Talfahrt (aufdrehen u.a.), sondern machte sich auch im Hafenbereich und vor allem beim Turnen, beim Freischleppen von Havaristen, sehr positiv bemerkbar.
    • Während meiner aktiven Zeit an Bord des MS „RIEHEN“ und des MS „Haniel Kurier 55“ in den Jahren 1966 bis 1970 waren immer mindestens 5 Mann Besatzung an Bord; es wurden anfangs auch noch Maschinisten gefahren.


    Lasst mich (für mich zu diesem Thema abschließend) noch ein Zitat zu Hilfe nehmen: „Wer über alles glaubt Bescheid zu wissen und nur von anderen weiß, was er weiß, wiederholt manchmal nur den letzten Sch….. t'schuldigung.

    mini

  6. #26
    Avatar von Helmut
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    Hallo Ernst,

    klar, du hast recht. Der Wilde Mann - und sein Kopf auf dem Kopf. Das Signal war ähnlich dem von Fendel.Nur war der Streifen grün anstatt rot.
    Ein alter Schiffer erzählte mir mal dass der "Wilde Mann" auch immer ziemlich schnell fuhr und dass er mit dem Schiffsführer einmal Ärger hatte weil dieser zu hart an ihm vorbeifuhr und den hinteren Beidraht abriss.
    Grüße vom Neckar
    Helmut

  7. #27
    Im ewigen Hafen
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    Schweiz Riehen gms(sattelschlepper)

    Hallo Minicom
    Hier nochmals ein Foto von MS "RIEHEN",das ich von Urs V.bekommen habe.War bereits im alten Forum von mir eingestellt.
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    mfg claudius2
    Wenn die Sonne bei uns untergeht, geht sie anderswo gerade wieder auf

  8. #28
    minikom
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    Danke claudius2,

    dieses Bild und noch zwei weitere befinden sich seit geraumer Weile in meinem Dunst- und Wirkungskreis. Wenn ich mal kapiert habe, wie ich eigene Bilder hier einstellen kann, dann zeige ich mal, was ich noch habe.

    mini

  9. #29
    minikom
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    Hallo nochmal,

    mal sehen, ob ich das mit dem Hochladen der Bilddatei hingekriegt habe. Einmal der "Riehen" mit Schweizer Kreuz im Kopf und Schweizer Hanielflagge und als Zweites als späterer Haniel Kurier 56.

    mini
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    Geändert von minikom (27.02.2009 um 21:17 Uhr)

  10. #30

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    Schon in der dreissiger Jahre kamen die erste "Sattelschlepper" auf dem Rhein. Es war Fendel die mit diese Schiffe eine Anfang machte. Hier ein Foto vom Motorschiff "Rhenus 126" (in 1951 Heimathafen Basel) in der Bergfahrt bei Duisburg-Hochfeld.
    2e Foto ist der Sattelschlepper Rhenus 129, ein Schwesterschiff von der 126, bei der Loreley.

    Rhenus 126 :
    Bau: 1939, Schiffswerft Boele in Bolnes / Holland. Abm.: 76,05 x 9,49 x 2,65 Mtr., 971 Tonnen, 2 x 450 EPK KH-Deutz (1949)

    *Wassermann*
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Name:	Rhenus126.jpg 
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    Geändert von *Wassermann* (27.02.2009 um 20:32 Uhr)

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