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Thema: 07 / Reparationsbauten für Belgien, die später bei der CGNR fuhren / Fragen

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    Super-Moderator Avatar von Muranfan
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    Standard 07 / Reparationsbauten für Belgien, die später bei der CGNR fuhren / Fragen

    Hallo an alle Freunde von Dampfbooten der CGNR,

    da mehrere Dampfboote zunächst für Belgien in Fahrt kamen und erst in den 1930er Jahren an die CGNR übergingen, habe ich darüber einige Informationen zusammengetragen:

    Die belgische Reederei Société Franco-Belge de Remorquage, Anvers (SFBR)

    Gemäß den Staatsverträgen 1924 (Folge der Ruhrbesetzung) zwischen Deutschland, Belgien und Frankreich war an Belgien ein Räderboot (Joseph Schürmann 2 Oskar Waldthausen [1.]) abzugeben.

    Weiter waren neu zu bauen als Reparationslieferung:

    1 Schraubenschlepper zu 350 PS (=> ALBATROS)
    3 Schraubenschlepper zu je 465 PS (=> LÉOPARD, LION, TIGRE)
    2 Radschlepper zu je 1275 PS (=> CONDOR und PANTHÈRE)

    Quellen:
    Dr. Anton Felix Napp-Zinn: Rheinschiffahrt 1913 - 1925 sowie Rheinschiffsregister 1926, 1930 und 1935 und Nachträge bis 1940

    1.) Firma SFBR
    Gemäß der Zeitschrift "La Navigation du Rhin" Heft 1/1925 vom 10. Januar 1925 Seite 18 wurde die Aktiengesellschaft Société Franco-Belge de Remorquage (SFBR) mit französischem und belgischen Kapital gegründet für den Einsatz von Rheinschleppern, die Deutschland in Ausführung des Versailler Vertrages an Belgien abzuliefern hatte. Die gesamte Flotte war komplett neu.
    Sitz der Gesellschaft war Anvers (Belgien). In Strasbourg sowie in diversen Rheinhäfen wurde die Firma repräsentiert durch die Compagnie Générale pour la Navigation du Rhin (CGNR). Der Artikel stammt von Gaston Haelling, nach ihm wurde später ein Schubboot benannt.

    Diese Flotte verfügte 1925 über 6 Dampfschlepper, davon je 3 Räder und 3 Schraubenboote:

    Räderboote:
    CONDOR (Neubau 1924 / E. Berninghaus / Dbg.)
    EPERVIER (Gebaut 1921 als Joseph Schürmann 2 [1.] bei E. Berninghaus / Dbg.; beschlagnahmt im Ruhrkampf 1923; 1924 gem. Staatsvertrag endgültig an SFBR; bereits ab 18.09.1923 als EPERVIER in Fahrt - Sichtung durch den Augenzeugen Walter Jobs)
    PANTHÈRE (Neubau 1924 / E. Berninghaus / Dbg.)

    Schraubenboote:
    LÉOPARD (Neubau 1924 als S.16; bei CGNR 1936 umbenannt in LOIRE)
    LION (Neubau 1924 als S.17, bei CGNR 1936 umbenannt in RHONE
    TIGRE (Neubau 1924 als S.18, bei der CGNR 1936 umbenannt in GARONNE)
    später kam noch hinzu:
    ALBATROS (Neubau 1924 als S.22, bei der CGNR 1938 umbenannt in ALLIER)

    2.) Namensgebung
    Die insgesamt 7 Dampfschlepper trugen Namen von Raubkatzen (4) sowie Vögeln (3). Eigentümer der Schraubenboote war der Staat Belgien (so im Rheinschiffsregister 1926).

    3.) Signal
    Die SFBR führte eine rote Flagge mit gelbem Rombus und den schwarzen Buchstaben SFBR (siehe Foto der PANTHÈRE sowie Flagge/Signal aus der o.g. Zeitschrift La Navigation du Rhin). => Fotos siehe Anlage.
    Mit dem Kaminsignal der SFBR sind mir Aufnahmen aller 3 Räderboote sowie der TIGRE bekannt. Ich gehe davon aus, dass das Signal am Kamin erst mit der Übergabe an die CGNR (s. u.) geändert wurde.

    4.) Umwandlung in die Société de Remorquage "Anstra" (?)
    Werdegang der SFBR:
    Im Rheinschiffsregister (RSR) 1926 erscheint diese Reederei interessanterweise unter Reedereien Frankreich (statt unter Belgien!) mit den 3 Räderbooten und dem Zusatz: "Im Betrieb der CGNR Strasbourg".
    Im Rheinschiffsregister 1930 erscheinen hingegen die 3 Räderboote bereits unter der "Société d´Armenent Fluvial" (CGNR) / O.N.N.; die SFBR wird nicht mehr aufgeführt. Dagegen finden sich LÉOPARD und LION nach wie vor mit der Eigentümerbezeichnung "Belgischer Staat", während TIGRE bereits unter Société Remorquage Anvers Strasbourg, Antwerpen, firmiert. (ALBATROS findet sich erstmals im RSR 1935).
    Im Rheinschiffsregister 1935 erscheinen hingegen alle 7 Dampfboote mit der Reedereibezeichnung "Anstra" Société de Remorquage Anvers-Strasbourg, Antwerpen, mit 10 weiteren Dampfbooten, die in früheren RSR bei der Société Belge de Remorquage (SBR) aufgeführt waren. Diese Firma wird aber auch im RSR 1935 extra aufgeführt mit insgesamt 22 weiteren Dampfschraubenbooten.
    Offensichtlich waren die ANSTRA und die SBR nicht identisch.

    Weiter werden im RSR 1935 insgesamt 4 Motorschiffe (je ca. 500t) bei der ANSTRA aufgeführt.

    Aus dem 1. Nachtrag zum Rheinschiffsregister 22. Ausgabe (1936) erfahren wir, dass die drei Schraubenboote LÉOPARD, LION und TIGRE zur CGNR kamen, die o.g. neuen Namen erhielten und das Signal der CGNR am Kamin angebracht wurde. Der vierte Schraubendampfer ALBATROS kam erst gemäß 3. Nachtrag (Dezember 1938) zur CGNR, ebenso wie die 3 Räderboote, welche im Gegensatz zu den vier Schraubenbooten (diese wurden bei der CGNR nach französischen Flüssen benannt) ihre ursprünglichen Namen behielten.

    Im RSR 1951 finden sich die 4 noch vorhandenen Boote (ALLIER, CONDOR, EPERVIER und LOIRE) bei der CGNR, weder ANSTRA noch SBR werden 1951 erwähnt.

    GARONNE und RHôNE kamen um 1947 kurzzeitig nochmals auf dem Rhein in Fahrt; PANTHÈRE blieb Kriegsverlust.

    Von der SBR gingen 10 Dampfschraubenboote an die ANSTRA (siehe oben), davon wurden gemäß dem 4. Nachtrag zum Rheinschiffsregister 22. Ausgabe (1940) 5 Boote an die CGNR übergeben:
    ATTILA (5) => CHARENTE bei CGNR
    BELGIQUE (1) => CREUSE bei CGNR
    BRABANTIA (11) => ISÈRE bei CGNR
    GOLIATH (3) => OISE bei CGNR
    JUPILLE (40) => SAONE bei CGNR

    FAZIT:
    Ich vermute, dass die SFBR ca. 1929 umgewandelt wurde in die ANSTRA und die 10 Dampfer, die vorher bei der SBR fuhren (möglicherweise auch in belgischen Staatsbesitz oder aus frz. Kapital?) gleichzeitig zur ANSTRA kamen (ggfs. gekauft wurden?). Die ANSTRA scheint dann um 1938 in der CGNR aufgegangen zu sein.
    ANSTRA wird wohl die Abkürzung für Anvers-Strasbourg sein.
    Gemäß eines Beitrages im Kustvaartforum.com wurde die Société Belge de Remorquage S. A.
    (=> Société Anonyme; auf Deutsch: Aktiengesellschaft) im Jahre 1907 gegründet und 1966 liquidiert. Insgesamt wurden 56 Schleppboote von dieser belgischen Firma (SBR) bereedert.

    FRAGEN:
    Wer weiß Ergänzungen zur SFBR (Gründungsdatum; Änderung aus welchen Gründen in die ANSTRA etc.)?
    Wie war der Zusammenhang zwischen ANSTRA und SBR (beides Aktiengesellschaften mit Sitz in Antwerpen)?
    Was wurde aus der ANSTRA (1938 aufgelöst?; Fahrzeuge an die CGNR?)?

    Über Antworten, Ergänzungen, Korrekturen und Hinweise würde ich mich freuen.
    Beste Grüße von der Donau,
    Muranfan
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