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Thema: Maloja (2) - SGMS - 07001379

  1. #1
    Im ewigen Hafen
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    Schweiz Maloja (2) - SGMS - 07001379

    Schiffsdaten

    Name: Maloja
    Eigentümer Schweiz. Reederei und Neptun AG, Basel
    gemeldet in: Basel
    Nationalität:
    Europanummer: 7001379

    Länge: 95,00 m
    Breite: 11,41 m
    Tiefgang: 3,45 m
    Tonnage: 2627 t

    Maschinenleistung: 2x 880 PS
    Maschinen-Hersteller: MWM

    Baujahr: 1983
    erbaut in:
    Bauwerft: Arminiuswerft, Bodenwerder
    Bau-Nr.: 10480

    Verbleib: Ger-Jan, Adelvotis, Do-Ex, Inaro, Uno

    Im Mai1983 fuhr ich zusammen mit Werner Schwarzwälder nach Bodenwerder an der Elbe. Wir hatten die Fertigstellung der Maloja zu überwachen, er als Techniker und Maschinensachverständiger, und ich war zuständig für den schiffischen Bereich. Die Werft ist zu loben. Wenn wir etwas wünschten, so fanden wir sofort zuständige Ansprechpartner. Die Arbeiten am Schiff wurden gut und sorgfältig ausgeführt. Wir konnten drei Wochen lang in einem durch die Werft erstellten Bungalow wohnen.

    Auch lernten wir das Dorf Bodenwerder gut kennen, gingen jeden Abend in ein anderes Wirtshaus zum Abendessen. Die Übergabe des Schiffes wurde zufällig im Juni auf meinen Geburtstag festgelegt. Die Weser ist gestaut, trotzdem hat es talwärts einige Untiefen, die zu passieren sind. Um diese risikolos zu befahren, wurde von der oberen Staustufe zu einer bestimmten Zeit ein Schwall Wasser bestellt – und dieser kam denn auch prompt. Der Fluss ist bei der Werft so schmal, dass ein Schiff nicht wenden kann. Deswegen werden alle Schiffe mit dem Bug in Richtung Nordsee gebaut. Die Talfahrt verlief problemlos, wir hatten ja auch einen Lotsen an Bord. Ich habe ja eben kein Weserpatent.

    Maloja ist ein modernes Schiff mit allen technischen Notwendigkeiten und Raffinessen. So ist es überall doppelwandig, hat auch eine eiserne Strau. In den Zwischenräumen hat es Platz für etwa 500 to Ballastwasser, Füllzeit etwa 5 Stunden. Das ist notwendig beim Befahren des Rhein-Herne-Kanals. Durch diesen Wasserweg fuhren wir oft mit Tonerde nach Essen. Steuerhaus und Radarmast mussten dann jeweils hydraulisch gesenkt werden. Das allerbeste, moderne Hilfsmittel, das Maloja hat, ist im Vorschiff ein etwa 200 PS starker Bugantrieb, zu bedienen im Steuerhaus. Er ist verstellbar in jede Richtung. Diese Navigationshilfe ist Gold wert. Das Steuerhaus geht auf Knopfdruck etwa zwei Meter hinunter. Unter dem Steuerhaus Velos hinzustellen ist also nicht empfehlenswert. Das elektrische und hydraulische Ruder ist dreifach abgesichert. Echolot und Autopilot sind auch da.

    In Bremen war ein längerer Aufenthalt eingeplant, weil dort das Schiff gut und sicher abgemeert werden konnte. Die Hauptmotoren mussten nämlich mit voller Kraft lange Zeit laufen. Techniker der Reederei und der Maschinenfabrik waren an Bord und machten Messungen und mussten zufriedenstellende Werte haben, bevor alles gut befunden wurde. Erst dann konnte die Reise nach Rotterdam angetreten werden. Wir planten, über Oldenburg, den Küstenkanal, Emden, die Ems, Delfzijl, Groningen, Lemmer, das Jisselmeer, Kampen, die Jissel, den Niederrhein, die Waal nach Rotterdam zu gelangen. Weil Maloja für den Küstenkanal eigentlich zu lang war, erhielten wir eine Spezialbewilligung, mussten aber zu einer vorgeschriebenen Zeit Oldenburg passiert haben. Dort angekommen kam die unerfreuliche Nachricht, dass wir eine halbe Stunde zu spät seien und erst am nächsten Tag zur richtigen Zeit weiter fahren durften. Die Techniker hatten offensichtlich in Bremen zu lange gebraucht. Für die Disposition des Schiffes durch die Reederei kam es dann noch böser. In Holland angekommen, erfuhren wir von der Schleuse in Delfzijl, dass wir nicht mehr geschleust würden, am Sonntag der Betrieb ruhe und wir folglich erst am Montag weiterfahren konnten. Dann, nach dem Passieren des Jisselmeers, telefonierte ich mit der Reederei in Rotterdam und erfuhr, dass ich die Nacht durchfahren müsse, um sofort in Rotterdam zu laden. Ich weigerte mich strikte, das zu tun. Mit dem neuen Schiff sei ich noch wenig vertraut, müsse zur Kontrolle oft in den Maschinenraum, und zudem sei mir die Jissel zu unbekannt, um sie in der Dunkelheit zu befahren. Ich mache nur, was ich selber verantworten könne. Also übernachtete ich an der Mündung des Flusses in Kampen, fuhr dann am nächsten Tag mit drei Tagen Verspätung nach Rotterdam. Dort musste ich eine Ladung Kohlen übernehmen, zufällig sehr staubend und zufällig nicht nach Basel, sondern nach Gent in Belgien. Dort gelöscht und leer nach Rotterdam, bekam ich eine neue Ladung Tonerde, zufällig nach Essen im Ruhrgebiet. Zurück in Rotterdam wurde ich nun tatsächlich nach Basel beladen. Doch dort gab es keinen besonderen Empfang mehr, wie es für ein neues Schiff eigentlich üblich war. Maloja hatte ja schon die dritte Fahrt hinter sich. Und in der Hauszeitung der Reederei, wo jeweils alle Neubauten vorgestellt wurden, ist Maloja zufällig vergessen gegangen. Doch über die diversen Zufälligkeiten habe ich nie gesprochen oder mich gar beklagt. Für mich war alles einfach der normale Reedereibetrieb.

    Trotz aller kleinen Widrigkeiten: Auf Maloja hat es mir sehr gefallen! Fuhren wir enkel, dann hatten wir ein ganz passables Tempo. Als schiebender Selbstfahrer konnte Maloja bis drei Schubleichter mitnehmen. Und in der Regel war wenigstens ein Leichter der Reederei dabei, ausgerüstet mit Schottelantrieb. Dann wurde dieser Leichter bei mir vorne gekuppelt, mit dem Schottel an der Spitze. So wurde der Koppelverband ausgezeichnet manövrierfähig. Auch zu Berg ging’s oft mit drei Leichtern bis etwa ins Ruhrgebiet. Dann waren wir ausreichend bemannt, um auch nachts fahren zu dürfen. Und ich hatte dann bloss die gar nicht einfache Aufgabe, für alle einen geeigneten Ablöserstundenplan zu entwerfen.

    So um 1985 wurde die Flotte der Reederei stark verkleinert und Schiffe abgestossen. Damit möglichst wenige Kollegen entlassen werden musste, vereinbarten wir mit der Direktion, dass ein Schiffsführer, dessen Schiff verkauft wurde, auf ein Schiff mit einem älteren Kollegen wechseln durfte, der von der eigenen Pensionskasse als Frührentner pensioniert werden konnte. Diese Regelung fand ich gut und human, obwohl es mich ja auch einmal treffen würde. So kam es auch, ich war 58 Jahre alt und fünf Jahre auf der Maloja gefahren, als ich mit einem jüngeren Schifferkollegen in Essen wechselte. Ich war damit zufrieden, hatte ich doch 43 Dienstjahre auf dem Buckel, blieb immer meiner Firma treu. Ich bilde mir ein, dass das reicht, und jetzt geniesse ich das Rentnerdasein!

    Fotos: 1,2,3 Werft Bodenwerder
    4 im Steuerhaus
    5 auf das Löschen warten oberhalb Köln
    6 auf dem Niederrhein zu Berg mit 3 Schubleichtern
    9 Wohnzimmer des Schiffsführers
    10 Bergfahrt in Basel unterhalb Mittlere Brücke
    11 Bergfahrt in Basel oberhalb Mittlere Brücke mit Münster
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    Geändert von Poettekucker001 (10.12.2009 um 15:03 Uhr) Grund: Titel an Forum Standart angepasst!

  2. #2
    Im ewigen Hafen
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    Standard MALOJA

    Hallo Göpf
    War dann der Waldi Dein Nachfolger ? Er besucht mich als in Basel,wenn er nicht gerade mit seinen Wohnmobil auf Tour ist.
    mfg claudius2
    Wenn die Sonne bei uns untergeht, geht sie anderswo gerade wieder auf

  3. #3
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    Standard Memoiren

    Lieber Göpf

    Vielen, vielen Dank und mein Kompliment für Deine ausführliche Dokumentation die Du uns allen zur Verfügung stellst. Es macht mir eine Riesenfreude, die Berichte zu lesen und manch ein Erlebnis mit meinen damaligen Erinnerungen verknüpfen zu können. Am besten hat mir natürlich der Beitrag über MS Gamperdona gefallen, war ja auch mein Lieblingsdampfer.

    Ich hoffe, Du kannst Dein Rentenalter noch sehr lange geniessen und ich freue mich auf weitere Geschichten von Dir. Du kannst Dir aber dafür ruhig etwas Zeit lassen, denn jetzt lese ich zuerst nochmals Deine neuen Beiträge. Es hat da ein, zwei schiffische Ausdrücke die mir nicht geläufig sind und überhaupt : Das ist das tollste Buch das mir seit langer Zeit unter die Augen gekommen ist.

    Wie Dewi schon sagte, so richtig zum geniessen...

    Herzliche Grüsse,
    Stephan

  4. #4
    Avatar von Helmut
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    Standard

    Hallo Göpf,

    klasse Berichte (auch der vom Mississippi) . In Bodenwerder hatte ich auch Bekannte an der Werft. Herr Denker und Herr Rieger (Konstrukion). Beide sehr sehr nett und hilfsbereit wenn ich Fragen zu den dort gebauten Schiffen hatte.
    Grüße vom Neckar
    Helmut

  5. #5
    Im ewigen Hafen
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    Standard Noch vier Fotos nachträglich

    1. Die Reederei wollte von einer Schiffstaufe nichts wissen. Diese Zeremonie sei überholt. Vermutlich waren diese Ausgaben dazu im Budget einfach nicht vorgesehen. Die ganze Besatzung von meinem Schiff war anderer Meinung. Der zweite Matrose hatte daheim Beziehungen zu einer T-Shirt-Fabrik und besorgte uns allen diese schönen Leibchen. Rechts neben mir steht der Steuermenn, rechts von ihm der Schiffsjunge, links von mir der Leibchenspender.

    2. Die Mannschaft hat für die Taufe ein Gerüst gebaut und ich kaufte zum Taufen zwei Flaschen Sekt, eine für das Schiff, die andere für uns. Hier sind die Flaschen noch ganz. Die Frau des Steuermannes war unsere Taufpatin.

    3.Die Flasche Sekt zerschellt an der Bordwand.

    4. Als Ferienhobby und als Andenken an den Taufakt vor 21 Jahren habe ich den abgebrochenen Flaschenhals in Polyesterharz eingegossen.
    Göpf
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  6. #6
    Im ewigen Hafen
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    Hallo Göpf,
    du bist einfach klasse.
    Schöne Grüße aus Urmitz
    Jürgen
    Alle Menschen sind klug....die einen vorher, die anderen nachher. (Voltaire)

  7. #7

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    Zitat Zitat von Göpf Beitrag anzeigen
    Die Weser ist gestaut, trotzdem hat es talwärts einige Untiefen, die zu passieren sind. Um diese risikolos zu befahren, wurde von der oberen Staustufe zu einer bestimmten Zeit ein Schwall Wasser bestellt
    Dieser Teil ist nicht ganz richtig: die Weser oberhalb des Mittellandkanals ist frei fließend, nur in Hameln (24 Fluß-km unterhalb von Bodenwerder) gibt es eine (gekrümmte Schleppzugs-)Schleuse zur Umgehung des dortigen Wehrs (die Durchfahrt durch diese Schleuse bei der Jungfernfahrt vermittelte wohl den Eindruck, daß die Weser gestaut sei). Der Schwall Wasser wurde vom dafür bestimmten Edersee geliefert und lief über Eder (nicht schiffbar), Fulda (ab Kassel staugeregelt, heute aber nur noch mit Kleinschiffahrtsschleusen) und Weser bis unter den Kiel des Maloja.

    - Ich habe noch nie gehört, daß man bei einem neuen Schiff die Taufe weglassen will - zum Glück hat die Besatzung da nicht mitgemacht.

    Gernot
    Geändert von Gernot Menke (02.07.2009 um 09:04 Uhr)

  8. #8
    Avatar von Jürgen F.
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    @ Göpf

    Das habt ihr sauber hingekriegt. Echt Klasse

    Schöne Grüße vom nassen Dreieck

    Jürgen F.
    Wer nicht ans Ruder darf, der wird auch das Fahren nicht lernen

    https://www.juergens-schiffsbilder.de/

  9. #9
    Im ewigen Hafen
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    Schweiz Gernot Menke, Weser

    Lieber Gernot

    Deine Orientierung über die wirklichen Flussverhältnisse auf der Weser haben mich gefreut und ich danke Dir dafür. Für mich ist das neu. Vor der Talfahrt ab der Werft Bodenwerder hat mir die Direktion nur mitgeteilt, wann wir wegfahren müssten, um auf dem bestellten Schwall Wasser über die untiefe Stelle zu reiten. Dass das Wasser aus einem Stausee kommt, habe ich nicht erfahren. Jedenfalls hat alles gut geklappt.

    Eigentlich war das meine zweite Reise auf der Weser. Einige Jahre vorher fuhr ich mit meinem Faltboot und Zelt - Klepper, Aerius, Zweier - ab Bad Hersfeld auf Fulda und Weser nach Bremen. Das war eine schöne Ferienfahrt!

    Herzliche Grüsse aus der Schweiz

    Göpf

  10. #10
    Avatar von Neckarle
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    Lieber Göpf,

    wie ich Dir ja schon geschrieben hatte, habe auch ich eine Erinnerung an die Maloja. Anbei ein selbstgeschossene Foto aus den frühen 90er Jahren (so schätze ich). Darauf zu sehen ist die Maloja bei der Einfahrt in die Schleuse Neckarzimmern, Neckar-KM 86. Entschuldigt bitte die schlechte Qualität, das war damals noch eine Einwegkamera

    Grüße, Andreas
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