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Thema: 11 / Herkunft der französischen Dampfschraubenboote

  1. #1
    Super-Moderator Avatar von Muranfan
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    Standard 11 / Herkunft der französischen Dampfschraubenboote

    Die Herkunft der französischen Dampfschraubenboote nach 1919

    Vorbemerkung

    Lange Zeit habe ich mich mit den frz. Dampfschraubenbooten schwer getan, bis ich diese nach Herkunft sortiert habe - dann erschließt sich auch die Namensgebung. Einige Fragen sind für mich noch ungeklärt. Diese Ausarbeitung bezieht sich nur auf die Schlepper und Hafenboote der SENR, SFRR und der CGNR, also ohne Boote der Verwaltung bzw. der Häfen.
    Abkürzungen der Reedereien siehe Beitrag 09 / im gleichen Unterforum.

    Wie bei den Räderbooten entstand die Flotte der Schraubenboote aus den Abgaben gemäß Versailler Vertrag (VV) hinsichtlich der beiden Anspruchsgrundlagen Art. 357 (Rückgabe Elsass-Lothringens an Frankreich) und §6 (Wiedergutmachung von Verlusten 1914 - 1918);

    Quelle: Dr. Anton Felix Napp-Zinn / Rheinschiffahrt 1913 - 1925 / Berlin 1925.

    Bereits im Jahre 1916, als weder ein Sieg der Alliierten noch die Rückkehr Frankreichs als Rheinuferstaat absehbar war, kaufte das O.N.N. mehrere Schlepper in Holland. Vermutlich sollten hierdurch Kriegsverluste ausgeglichen werden. Diese wurden allerdings mit Gründung der französischen Rheinschiffahrt um 1921 sämtlich dem Rheinverkehr zugeteilt. Von Werften in Nordfrankreich für die Seine im Bau befindliche Dampfschraubenboote wurden ebenfalls an den Rhein verbracht.
    Einige Schlepper wurden schon in den 1920/30er Jahren wieder verkauft.
    Vor 1945 ließ das O.N.N. nur einen Schlepper direkt für den Rhein bauen (Ribeauvillé).
    Nach dem II. Weltkrieg wurden, als letzte Dampfer-Neubauten am Rhein überhaupt, nochmals 18 Boote gebaut.


    1.) Die Abgaben aus Art. 357 VV

    In der Broschüre des O.N.N. "Article 357 du Traité de Paix "/ Paris 1923 über die Entscheidungen des Schiedsrichters Walker D. Hines zu Art. 357 sind die Listen der abzugebenden Dampf-Schraubenboote an Frankreich enthalten. Anhang B enthält die 6 von Deutschland abzugebenden Schraubenboote, Anhang C enthält die von Fendel abzugebenden Boote, darunter 13 Schraubendampfer.
    Später gab es noch Änderungen, insbesondere wurde Boot Winschermann 3 zunächst listenmäßig gegen Damco XVI (damals unter deutscher Flagge!) getauscht. Aufgrund von Verhandlungen wurde mit Entscheidung vom 22. August 1922 dann endgültig für Damco XIV Boot Sperber an Frankreich übergeben.
    Für die 4 kleinen Boote Fendel XIII, XVI, XIX und XXII sind mir keine französischen Namen bekannt; diese erscheinen nur als Hafenbugsierer in einer französischen Liste ohne neue Namen. 2 dieser Boote erhielten bei Fendel später die Namen Rheinfahrt I und III, wurden womöglich also zurück-getauscht.

    Die Boote wurden vom O.N.N. von Mai 1921 bis Oktober 1922 übernommen und der SENR zum Betrieb gegeben.

    Die SENR gab einigen Booten zunächst Namen elsässischer Orte mit Ziffern, bekannt sind:
    Chalampé 1 bis 2
    Lauterbourg 1 bis 3
    Colmar 1 bis 5
    Huningue 1 bis 2

    Hinweis: Die Namen der beiden großen elsäss. Städte Strasbourg und Mulhouse fanden sich nur bei den Räderbooten:
    Mulhouse I bis V
    Strasbourg I bis VI

    Nach der Übergabe der Boote von der SENR an die CGNR (ab 1924) erhielten, soweit bekannt, alle Boote verschiedene Namen elsässischer Ortschaften (ohne Ziffern).


    Tabelle 1: Schiffsabgaben nach Art. 357 VV => 21 Boote:

    Deutscher Name => Name bei SENR => Name bei CGNR
    1. Ludwig => => Sainte Odile
    2. Mainkette V => Chalampé 1 => Chalampé
    3. Thyssen 1 => Lauterbourg 2 => Haguenau
    4. Westdeutscher Lloyd IX => Lauterbourg 3 => Obernai
    5. Mainkette VI => Chalampé 2 => Munster
    6. Sperber => => Rhinau
    7. Ad. Linden 3 => Lauterbourg 1 => Lauterbourg
    8. Bavaria II => => Andlau
    9. Fendel I => Colmar 2 => Colmar
    10. Fendel II => Colmar 1 => Pechelbronn
    11. Fendel V => Colmar 3 => Saverne
    12. Fendel VI => => Wancenau
    13. Fendel VII => => Fort Louis
    14. Fendel X => => Robertsau
    15. Fendel XIII => => -unbekannt-
    16. Fendel XV => => Offendorf
    17. Fendel XVI => => -unbekannt- (bei Fendel später Rheinfahrt III)
    18. Fendel XVII => Colmar 4 => Sélestat
    19. Fendel XIX => => -unbekannt- (bei Fendel später Rheinfahrt I)
    20. Fendel XX => Colmar 5 => Mulhouse
    21. Fendel XXII => => -unbekannt-

    In der Abgabeliste erscheint allerdings Westdeutscher Lloyd 5 (statt IX), hier muss es später einen Tausch gegeben haben. Das O.N.N. hatte wegen Mängeln mehrfach Schiffe als "nicht annehmbar" deklariert, dafür mussten dann andere Schiffe (Boote und auch Kähne) abgetreten werden.
    Fendel XVI war später bei Fendel als Rheinfahrt III im Einsatz
    Fendel XIX war später bei Fendel als Rheinfahrt I im Einsatz


    2.) Die Abgaben aus §6 VV / Ruhrbesetzung / Neubauten

    Gemäß den beiden am 06. Juni 1921 mit Frankreich und Belgien zu Paris abgeschlossenen Verträgen sollten für Frankreich 9 Radschleppdampfer und für Belgien 3 Radschleppdampfer neu gebaut werden. Für Frankreich sahen die Verträge keine Neubauten von Schraubenschleppern vor, für Belgien waren hingegen 4 Schraubenschlepper von je 350 PS neu zu bauen.
    Zunächst kam es allerdings im Verlauf der Besetzung des Ruhrgebietes (1923) zur Beschlagnahme etlicher Schiffe, infolge der Staatsverträge von 1924 blieben dann folgende 4 Schraubendampfer bei Frankreich:

    Tabelle 2.a: Beschlagnahmte Boote / Staatsvertrag 1924 aufgrund §6 VV => 4 Boote:

    Deutscher Name => Name bei SENR => Name bei CGNR
    1. Monopol 420 => Huningue 2 => Huningue
    2. Monopol 12 => => Klingenthal
    3. Monopol 136 => => Neuf Brisach
    4. Monopol 121 => => Seltz

    Zumindest ein Boot davon erhielt noch einen zwischenzeitlichen Namen mit Ziffer (Huningue 1) bei der SENR. Auch diese Boote wurden von der CGNR ab 1924 nach Orten im Elsass benannt.

    Die 4 Neubauten für Belgien sind hier auch aufzuführen, da diese (analog zu den Räderbooten) um 1936 (ALLIER erst 1938; siehe 3. Nachtrag zum RSR 1935 vom Dez. 1938) zur französischen Rheinflotte kamen. Gemäß den Staatsverträgen von 1924 waren (entgegen obigen Verträgen von 1921) je 1 Schraubendampfer zu 350 PS und je 3 Schraubendampfer zu je 465 PS von Deutschland zu liefern. Letztere ließ man zur Konjunkturbelebung in Ostpreußen bauen, wo die Arbeitslosigkeit infolge des Krieges besonders hoch war.
    Die belgischen Schraubenboote wurden, wie die Räderboote, durch die SFBR nach (Raub-) Tieren benannt. Bei der CGNR bekamen diese Boote, wie die in Holland gekauften (siehe Kap. 3), Namen französischer Flüsse.

    Tabelle 2.b: Neubauten für Belgien gem. Staatsvertrag 1924 aufgrund §6 VV => 4 Boote:

    Name in Belgien => Name bei CGNR
    1. Albatros => Allier [kam als "S.22" in Fahrt]
    2. Tigre => Garonne [kam als "S.18" in Fahrt]
    3. Léopard => Loire [kam als "S.16" in Fahrt]
    4. Lion => Rhône [kam als "S.17" in Fahrt]


    3.) Die in Holland durch das O.N.N. angekauften Dampfer

    Bereits 1916, in der Mitte des ersten Weltkrieges, kaufte das Office National de la Navigation in den Niederlanden mindestens 11 Schraubendampfer. Die Namensgebung dieser Boote zwischen 1916 und 1920 ist mir unbekannt. Die Boote sind im Rheinschiffsregister 1926 noch nicht enthalten, erst im 1. Nachtrag von 1927 stehen die Boote mit ihren neuen sowie ehemaligen holländischen Namen. Es ist davon auszugehen, dass sämtliche Boote aufgrund der Ergebnisse des Versailler Vertrages (Frankreich wurde wieder Rheinuferstaat) um 1921 an die SFRR gegeben wurden . Diese Reederei steht als Eigentümer im Nachtrag 1927 und gab den Booten Namen französischer Flüsse. Im Register 1935 ist dagegen das O.N.N. als Eigentümer angegeben (SFRR und CGNR fusionierten 1935 zur CGNR).

    Tabelle 3: Käufe in Holland ca. 1916 => 11 Boote:

    Holländischer Name => Name bei SFRR / ONN
    1. Transito II => Aisne
    2. Liena II => Escaut
    3. Hendrik => Marne
    4. Cornelia => Meurthe
    5. Crescendo V => Meuse
    6. Constantina => Moselle
    7. Renée => Rhin
    8. Theodora => Sambre
    9. Progressus II => Scarpe
    10. Pieter Arend => Seine
    11. Henny => Somme


    4.) Die für die Seine gebauten Dampfer

    In den Jahren 1918 bis 1920 wurden auf 4 Werften im Norden Frankreichs (St. Nazaire, Nantes, Le Havre und Dünkirchen) je 4 Schraubendampfer mit je 500 PS gebaut (in Dünkirchen und Le Havre je 9), welche eigentlich für den Einsatz auf der Seine bestimmt waren. Diese trugen ursprünglich Namen französischer Flüsse. Davon kamen 16 Boote an den Niederrhein zur SFRR, welche die Boote nach berühmten französischen historischen Persönlichkeiten benannte. Da es eine Aufnahme des Bootes Tarn (später Richelieu) am Mittelrhein gibt, liegt ein Beweis vor, dass die Dampfer zunächst zumindest teilweise mit den "alten" Namen am Rhein zum Einsatz kamen. Sämtliche Schiffe finden sich erstmals im 1. Nachtrag (1927) zum Rheinschiffsregister 1926. Wahrscheinlich vor dem Einsatz am Rhein wurden die Boote verlängert (alle?).

    Tabelle 4: Neubauten von der Seine => 16 Boote:

    Ursprünglicher Name => Name bei SFRR / ONN => umbenannt in:
    1. Mayenne => Buffon
    2. Ognon => Carnot => Vauban (II)
    3. Rhône => Claude Bernard
    4. Eure => Colbert
    5. Sarthe => Cuvier
    6. Orne => D´Alembert
    7. Aa => Vauban (I) => Jean Millot
    8. Ourcq => Laplace
    9. Villaine => Lavoisier
    10. Andelle => Durance => Louvois
    11. Drôme => Mazarin
    12. Tarn => Pasteur
    13. Doubs => Richelieu
    14. Rance => Sully
    15. Arve =>Yonne => Turgot
    16. Bienne => Boutonne => Vergennes

    Besonderheiten:
    Aus mir nicht bekannten Gründen wurden 3 Boote (Andelle => Durance, Arve =>Yonne und Bienne => Boutonne) schon zwischenzeitlich einmal umbenannt. Möglicherweise wurden die Namen für Schiffe, die an die Seine gingen, gebraucht?
    Umbenannt zwischen 1927 und 1930 wurde bei der SFRR Vauban (I) in Jean Millot. Namensgeber dürfte der Direktor des O.N.N. Jean Millot sein, der am 30. Januar 1879 geboren wurde und wesentlich bei der Gründung der frz. Reedereien nach 1919 mitwirkte. Weiter war er Vizepräsident der SFND.
    Aufgrund seines tragischen Todes (er besuchte am 06. November 1926 den SFND-Dampfer FRANCE in Bratislava, rutsche aus, fiel in die Donau, wurde von der starken Strömung abgetrieben und ertrank) erfolgte dann wohl ihm zu Ehren diese Umbenennung.
    Allerdings gibt es im Rheinschiffsregister 1930 und 1935 weiterhin ein Boot Vauban, dafür fehlt Carnot. Bei Jean Millot steht "ex Vauban". Entweder wurde also Carnot umbenannt in Vauban (II) - so habe ich es in obiger Liste angegeben, oder, der Eintrag "ex Vauban" im RSR ist falsch und es müsste heißen: "ex Carnot". Vielleicht weiß ein User hierzu die Lösung.


    5.) Sonstige Neubauten für Frankreich

    Bis 1948 wurde dann nur noch ein einziger Dampfer für Frankreich gebaut, dies war Ribeauvillé, gefertigt bei de Biesbosch / Dordrecht im Jahre 1930. Laut Mme. David wurde dieses Boot insbesondere für Vorspanndienste am Oberrhein eingesetzt. Benannt wurde der Dampfer nach einer Ortschaft im Elsass.

    Tabelle 5: Neubauten vom Rhein => 1 Boot:

    Name bei CGNR
    1. Ribeauvillé


    6.) Die von Belgien übernommenen Dampfer

    Bereits erwähnt unter Kap. 2 wurden die 4 belgischen Neubauten.
    Im 4. Nachtrag von 1940 zum RSR 1935 werden dann 5 weitere ehemalige Boote der belgischen Société de Remorquage Anvers-Strasbourg (Anstra) [nicht identisch mit der SBR] bei der CGNR aufgeführt. Sämtliche dieser 5 Boote erscheinen schon auf einer Bestandsliste der CGNR für den Niederrhein von 1939. Auch jene erhielten Namen französischer Flüsse.

    Tabelle 6: Von Anstra übernommen => 5 Boote:

    Belgischer Name => Name bei CGNR
    1. Attila (5) => Charente
    2. Belgique (1) => Creuse
    3. Brabantia (11) => Isère
    4. Goliath (3) => Oise
    5. Jupille (40) => Saône


    7.) Ungeklärte Boote

    Zusätzlich zu den bereits in Tabelle 1 genannten Booten sind noch folgende Schraubendampfer ungeklärt:
    Erich Meng listet einen Dampfer D´Estrées auf, der erstmals im 2. Nachtrag Juni 1927 sowie in den Rheinschiffsregistern 1930 und 1935 erscheint. In einer Liste der CGNR/O.N.N. von 1939 erscheint am Niederrhein ein Dampfer Tarn mit 210 PS, somit ein Hafenbuxierer und nicht identisch mit Pasteur ex Tarn aus Tabelle 4. Gemäß dem Buch "Le Remorquage" von Alain Naveteur und Robert-Jean Daubourg würde Boot Tarn, gebaut 1907 in Ombret (Belgien) passen. Dieser Hafenbuxierer hatte 200 PS und war 21,50m lang, mit der Kennung Str. 404.
    Weiter fuhren offenbar holländische Boote für das O.N.N. (bzw. SFRR) in Miete, die aber wahrscheinlich keine französ. Flagge führten (Beispiele: Nanny, Jean Pierre).

    Tabelle 7: Herkunft unbekannt => 2 Boote:

    Name bei SFRR
    1. D´Estrées
    2. Tarn (II) ?


    8.) Folgen des II. Weltkrieges

    Aus dem Vergleich der Liste von 1939 mit der Gesamtliste ergeben sich mindestens 9 Verluste bzw. Abgänge von frz. Schraubenbooten infolge des II. Weltkrieges. Viele Binnenschiffe waren von der Kriegsmarine für die beabsichtigte Landung in England (Operation "Seelöwe") beschlagnahmt und umgebaut worden; diese und weitere kamen bei dann u. A. an der Küste zum Einsatz. Beim Rückzug der Wehrmacht 1944 wurden etliche Binnenschiffe durch Spezialkommandos versenkt. Insgesamt blieb von der Binnenschiffahrtsflotte Frankreichs nach der Befreiung nur ca. 50% übrig.

    Zum Wiederaufbau der Flotte wurde im Dezember 1946 unter der Regie des O.N.N. die SRPF (Société pour la Reconstruction et le Renouvellement du Parc Fluvial) eingerichtet. Diese begann ein umfassendes Reparatur- und Neubauprogramm, welches auch den Neubau von 18 Dampfschraubenschleppern für den Rhein vorsah.
    Somit baute Frankreich nach dem II. Weltkrieg 2 Serien von Schraubendampfern, die letzten Dampfboote am Rhein überhaupt.
    Dies verwunderte mancherorts die Fachwelt, sofern die Hintergründe unbekannt waren.


    9.) Neubauten Dampfschraubenboote 1948/49

    Madame Marie-Hélène David gibt in Bulletin 2004-16 ab Seite 99 die wesentlichen Hintergründe für diese Entscheidung an:
    - Kraftstoffe waren zur damaligen Zeit sehr knapp
    - Kohle war aufgrund der Verpflichtung Deutschlands, diese als Reparationsleistung an Frankreich zu liefern, reichlich vorhanden.
    - Der Bau war die Gelegenheit zur Arbeitsbeschaffung der Marinewerft in Cherbourg, wie auch in Le Havre, welche durch englische Bombardements schwer zerstört waren.
    - Weiter waren Dampfboote eine willkommene Gelegenheit zur Reduzierung der damals vorherrschenden Arbeitslosigkeit. Auf diesen Booten sollte insbesondere überflüssiges Personal aus der französischen Marine beschäftigt werden; dies erklärt auch die ungewöhnliche Namensgebung der Boote.

    Nur 8 Jahre später waren dann kaum noch Besatzungen für die Rheinflotte zu bekommen; dies war somit ein wesentlicher Grund für die Einführung der Schubschiffahrt durch die CNFR.

    Beide Serien hatten je 550 PS und waren aus Sicht der technischen Ausstattung völlig identisch. Die Unterschiede lagen in einem, allerdings für die Rheinschiffahrt wesentlichen, Punkt:
    Serie A hatte einen Tiefgang von 2,10m und war daher für den Niederrhein vorgesehen, Serie B hatte einen Tiefgang von nur 1,60m zum Einsatz am Oberrhein.

    Alle 10 Boote der Serie A wurden nach historischen Waffen benannt. Massue (zu deutsch "Keule") wird in manchen Quellen als "Masque" (Maske) geführt, da die Boot unter diesem Namen gebaut wurde. Im Rheinschiffsregister 1951 steht der Dampfer allerdings schon als Massue.
    Madame David hat sich die Mühe gemacht, viele ehemalige elsässische Schiffer zu interviewen. Daher ist bekannt, dass die Dampfboote der Serie A zu erheblicher Schlagseite neigten. Deshalb, so Monsieur Augustin, nannten die Besatzungen diese "Sambaboote" oder andererseits auch "Kakerlaken" (cancrelats), da es innen sehr heiß wurde und weil diese Insekten, die die Hitze liebten, sich auf den Booten sehr vermehrten. Gleichwohl war die Arbeit auf diesen Schraubendampfern nicht so hart wie auf den Räderbooten.

    Die 8 Schraubendampfer der Serie B bekamen von den Rheinschiffern den Spitznamen "Bügeleisen" (Fers à repasser). Die offiziellen Namen bezeichneten die Eigenschaften eines Soldaten wie stolz, kühn, tapfer etc.. Auf den Booten arbeiteten in dieser Zeit Männer aus Maghreb (dies steht für die nordafrikanischen Staaten Tunesien, Algerien, Marokko und Libyen) als Heizer und Matrosen, welche unter einer Adresse in Kehl wohnten und zweifellos demobilisierte Soldaten der französischen Armee waren. Es gab besondere Techniken zum Heizen, damit sich keinesfalls zuviel oder zuwenig Kohle auf dem Rost befand. Aufgrund der harten Arbeit durfte jeder Heizer alle 2 Stunden eine Pause einlegen. Das Feuer im Kessel durfte nachts nicht ausgehen, obwohl man nur tagsüber fuhr (Arbeitszeit 14 Stunden!). Die Heizer hatten 2 Stunden vor dem Fahrtbeginn dafür zu sorgen, dass zur bestellten Zeit genügend Dampf zur Verfügung stand. Von romantischer Dampfschiffahrt dürften diese Männer nicht geträumt haben....................

    Monsieur Joseph Schmalz fuhr auf Brave die Strecke Strasbourg - Duisburg mit Kohle, Weizen und amerikanischem Mais. Von Duisburg bis Mannheim konnten 2 bis 3 Kähne mit je 800t geschleppt werden (außer der Gebirgsstrecke), bis Strasbourg nahm man nur einen 900t-Kahn mit. Auf Fantasque fuhr Herr Schmalz als Steuermann, insgesamt bestand die Besatzung aus 9 Männern.


    Tabelle 8.a: Neubauten 1948 der Serie A => 10 Boote:

    Name bei CGNR/O.N.N.
    1. Arc
    2. Bouclier
    3. Casque
    4. Dague
    5. Epée
    6. Fronde
    7. Lance
    8. Masque => (vor 1951 umbenannt) Massue
    9. Mousquet
    10. Sabre
    ---------------------------------------------------------------------------------------------

    Tabelle 8.b: Neubauten 1948/49 der Serie B => 8 Boote:

    Name bei CGNR/O.N.N.
    1. Actif
    2. Adroit
    3. Brave
    4. Fantasque
    5. Fier
    6. Hardi
    7. Rapide
    8. Résolu


    9.) Ermittlung der Gesamtzahl französischer Schraubenboote

    Aus den vorangehenden Tabellen ermittelt sich insgesamt mindestens folgende Anzahl, unter französ. Flagge gefahrener Schraubenboote (ohne Verwaltung, Wasserbau, Häfen etc.):

    Tabelle 9: Gesamtzahl => 82 Boote:

    Herkunft; Anzahl
    Tab. 1 Art. 357 VV: 21
    Tab. 2.a §6 VV (Frankreich): 4
    Tab. 2.b §6 VV (Belgien) später CGNR: 4
    Tab. 3 Käufe aus NL: 11
    Tab. 4 von der Seine: 16
    Tab. 5 Neubau: 1
    Tab. 6 von Belgien (Anstra): 5
    Tab. 7 ungeklärt: 2
    Tab. 8.a Neubauten Serie A: 10
    Tab. 8.b Neubauten Serie B: 8
    ----------------------------------------------------------------------------------------------
    Summe: 82
    => davon sind namentlich nur 78 bekannt (s. Tab. 1)


    Über Antworten, Ergänzungen, Korrekturen und Hinweise würde ich mich freuen.

    Beste Grüße von der Donau,
    Muranfan
    Geändert von Muranfan (20.10.2018 um 21:02 Uhr)

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