Donau-Kreuzer: "Wenn man sich bemüht, bleibt auch was hängen!"
GREIN / MAUTHAUSEN. Schiffstouristen: Während sich in Linz zuletzt Kritik an den Donau-Kreuzfahrtschiffen auftat, wollen andere Gemeinden an der Donau die Schiffsriesen nicht missen.
• Grein lebte schon immer gut von den auf der Donau vorbeiziehenden Schiffen. Schon vor gut 500 Jahren legten Frachtkähne hier an, um von ortskundigen Schiffsleuten sicher – und gegen eine Gebühr – durch die gefährlichen Donaustrudel navigiert zu werden. Diese Einkommensquelle war ein wesentliches Motiv für die Erbauung der Greinburg im späten 15. Jahrhundert.
Heute gehen regelmäßig Kreuzfahrtschiffe vor Anker, um ihren Passagieren Landausflüge zu bieten. "Wir organisieren Führungen in unserem historischen Stadttheater oder auf die Greinburg. Natürlich lässt ein Kreuzfahrttourist nicht so viel Geld im Ort wie ein Radfahrer, der hier auch speist und übernachtet. Aber mit den Eintrittsgeldern kommt schon auch etwas zusammen", sagt Bürgermeister Rainer Barth (VP) über den Schiffstourismus in seiner Stadt. Derzeit laufen Überlegungen, das Kulturangebot für Kreuzfahrttouristen zu erweitern – etwa um Konzerte oder englischsprachige Theaterstücke im historischen Stadttheater.
So wie Grein ist auch die Wirtschaft in Mauthausen seit jeher eng mit der Donau verbunden – worauf ja auch der Name hinweist. Auch wenn man es bei den Kreuzfahrern mit der Maut offenbar etwas übertrieben hat, weshalb Kaiser Friedrich Barbarossa aus Zorn sogar den Befehl gab, den Markt niederzubrennen. Heute geht man mit den Gästen aus der Schifffahrt pfleglicher um, weiß Gottfried Kraft vom örtlichen Tourismusverband. "Wir haben früh erkannt, dass sich mit Kreuzfahrtschiffen nicht nur Umsatz, sondern vor allem nachhaltige Imagepflege machen lässt." Die anfänglich geschnürten Ausflugspakete zur Gedenkstätte, kurze Radtouren sowie Besuche beim Biobauern seien aufgrund der eingeschränkten Mobilität der oft betagten Passagiere reduziert worden.
Mit Lederhosen an Bord
Doch davon lassen sich die Mauthausener nicht unterkriegen. "Wir kommen jetzt halt selbst an Bord und bieten dort ein Unterhaltungsprogramm mit Ziehharmonika, Schmankerlverkostung und Vorführung von Trachtenbekleidung mit den Goldhaubenfrauen", sagt Kraft. Das komme bei den Passagieren bestens an, wie Rückmeldungen an die Reiseveranstalter zeigen würden. "Unsere Aktionen sind oft Tagesgespräch bei den Touristen, und die erzählen auch daheim ihren Freunden und Familien davon. Vielleicht kommen einige davon später noch einmal nach Mauthausen", so Kraft, der Mauthausen weiter als Anlegepunkt für Kreuzfahrtschiffe etablieren möchte. "Wenn man sich bemüht, bleibt auch etwas hängen. Man darf halt nicht glauben, es wäre ein Selbstläufer", kann sich Kraft einen kleinen Seitenhieb auf die Linzer Kreuzfahrtkritiker nicht verkneifen.
Ein Kritikpunkt an den Schiffen vereint jedoch Grein und Mauthausen: der Lärm und Gestank der Dieselaggregate, aus denen die Schiffe nachtsüber ihren Strombedarf decken. "Da gibt es schon Beschwerden aus der Bevölkerung", sagt Rainer Barth. Er hofft, dass der von der Werbegemeinschaft Donau Oberösterreich initiierte Bau von Elektro-Ladestationen an den Anlegestellen rasch umgesetzt wird.
Quelle: OÖNachrichten Ausgabe Mühlviertel vom 3. Sept. 2019