Großserien von Schleppkähnen/Leichtern bei NAVROM/SDP
Um 1960 entwickelte die sowjetrussische SDGP/SDP und die rumänische NAVROM einen Kombikahn, der im Heck- und Vorschiffbereich mit Schubschultern ausgestattet war, aber auch einen Ruderstand mit einem 3-Blatt Ruder hatte und der somit als Schleppkahn in einem Verband geführt werden konnte. Dieser Schiffstyp war insofern praktikabel, da abzusehen war, dass auf der Donau die Übergangszeit von der Schlepp- zur Schubschifffahrt längere Zeit in Anspruch nehmen würde. Gerade auf der deutschen und österreichischen Donau war in jenen Jahren das Schieben von Verbänden aus nautischen Gründen (noch kein durchgängiger Donauausbau) faktisch nicht möglich* – zudem standen auch keine Schubschiffe zur Verfügung. Aber auch die damalige unregulierte Kataraktenstrecke ließ Schubschifffahrt nicht zu. Parallel zum Kombikahn vergab die SDGP/SDP folgerichtig den Bau von ca. 50 Schub-/Zugschiffen der Type MOSKWA an österreichische und ungarische Werften.
Der Entwurf des Kombikahns wird rumänischen Schiffsbauern zugeschrieben. Die Abmessungen waren:
Typ NAVROM 11001 / Typ SDGP/SDP 1101
Länge: 76,95 m
Breite: 10,0 m
Seitenhöhe: 2,7 m
Tiefgang (max.): 23,3 dm
Leertiefgang: 4,6 dm
Tragfähigkeit: 1148 t
Lukenlänge: 51 m
Lukenbreite: 6,0 m
geschweißte Stahlkonstruktion
Offen ist noch, wie viele Schiffe gebaut wurden. Nach den bekannten vergebenen Nummern dürften unter sowjetischer und rumänischer Flagge jeweils knapp 100 Kähne in Fahrt gewesen sein. Auf die obere Donau kamen die Kombikähne erstmals Mitte der 1960-er Jahre.
Umnummerierungen nach 1990 bei der NAVROM
Nach der gesellschaftspolitischen Wende in Rumänien wurde die Staatsreederei NAVROM in drei Betriebsdirektionen aufgeteilt.
a) Rumänische Flußschiffahrts-Gesellschaft, Drobeta-Turn Severin (NFR)
b) Rumänische Flußschiffahrts-Gesellschaft, Giurgiu, (Compania de Navigatie Fluviala, CNF)
c) Rumänische Flußschiffahrts-Gesellschaft AG, Galati (CNFR NAVROM SA)
Der Schiffspark wurde aufgeteilt. Die exakte Zuteilung der Fahrzeuge an die neuen Organisationen (Schiffe mit Eigenantrieb, Kähne, Leichter) ist nach wie vor nicht bekannt.1991 tauchen die ersten Kombikähne mit der Nummerierung 11501 ff. auf. (z.B. NR 11570, Ho. Orsova/sh. Bild) Die Nummernkombination 11500 ff. war früher bei der NAVROM einem Griechenschlepptyp zugeordnet (L: 54 m, B: 9,5 m, H: 3,7 m, Tiefgang (leer): 5,6 dm, Tiefgang (max.): 33,7 dm, Tragfähigkeit: 1150 t), dessen Schiffe wohl Ende der 1980-er Jahres bereits verschrottet waren.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Territorium des früheren Jugoslawien und die damit verbundenen Donausperren, haben insbesondere den Schiffspark der NAVROM hart getroffen, deren Schleppkähne zu Hunderten lange Zeit auf der Donau oberhalb des Eisernen Tores bis nach Bayern festsaßen. Nach Freigabe der Donau setzten die rumänischen Schifffahrten überwiegend Leichter ein. Kombikähne wurden fallweise umgerüstet und erhielten wieder neue Bezeichnungen. (sh. Foto O. Steindl)
*auf die Schubversuche der DDSG in der Talfahrt mit GNOM und KASTOR/POLLUX sei hier nicht eingegangen.
Bild 1: 8 Kombikähne NR mit ALBA JULIA,Strom-km 625, 29.5.1988, Foto: G. Hutschenreuther
Bild 2: Kombikahn NR, Lände Rgbg., 1967, HK.
Bild 3: Kombikahn NR 11046, oberhalb Straubing, 1978, HK.
Bild 4: Kombikahn NR 11570, Ho. Orsova, bayer. Donau, 1991, HK.
Bild 5: Kombikahn SDP 1187, Geisling, 1978, HK.
Bild 6: Kombikahn NR 11036, Donaustauf, 1978, HK.