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Thema: Dumpinglöhne in der Binnenschifffahrt

  1. #91

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    Hallo Kawumm,

    Sie haben vollkommen recht, ich glaube nicht das man in den 80´Jahren mit 180 Meter Koppelverbände, 4-Container übereinander, mit fixen Ankunfts-u. Abfahrtszeiten gearbeitet hat. Die Belastung für die Schiffsführer ist um einiges
    größer geworden. Niemand der mit solchen Verbänden im Nebel durchs Gebirge fährt, fühlt sich wohl in seiner Haut, auch nicht nach der 50 Durchfahrt. Dieses Totschlag Argument früher war alles und die Missstände von heute muss man halt akzeptieren, lasse ich nicht gelten. Ich bin auch kein Miesepeter der sagt, alles ist schlecht, diejenigen die an der Lohnschraube drehen haben natürlich ein Personalproblem. Problematisch wird es wenn sich große Reedereien daran beteiligen. Dies liegt daran, das in der Schifffahrt die Heuschrecken Einzug gehalten haben. (Hedgefonds)

  2. #92
    Moderator Avatar von Stadt_Aschaffenburg
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    Hallo zusammen,

    ich möchte hier mal zu bedenken geben, daß es sich auch bei der Binnenschifffahrt um einen europäischen Wettbewerb handelt. Ihr könnt Euch hier lange um die Frachtraten streiten, am Ende wird deren Preis - genau wie in jeder anderen Branche auch - durch Angebot und Nachfrage bestimmt.

    Wie wollt Ihr denn höhere Preise durchsetzen, solange es immer noch jemanden gibt, der billiger fährt? Das ist doch gar nicht durchsetzbar. Vielleicht kann man manchmal noch ein paar Zuschläge raushandeln, wenn der Schiffsraum knapp ist, aber in der Regel wird das nicht gehen...

    Es gibt eine einzige Möglichkeit, sich bessere Frachtraten zu verschaffen und das ist, indem man selbst und direkt Angebote bei den Kunden abgibt. Es gibt Einige, die das machen und dabei sehr erfolgreich sind. Allerdings muß man sich dann klar darüber sein, daß man sich um seine Ladung und auch um das ganze Drumherum komplett selbst kümmern muß.

    Logisch lassen sich die Reedereien ihre Arbeit teilweise sehr gut bezahlen und verdienen am Ende an der beförderten Fracht wohl mehr, als derjenige der sie tatsächlich befördert, aber wer A sagt muß auch B sagen - entweder bequem mit Reederei oder Genossenschaft oder SELBSTÄNDIG, dann aber auch wirklich SELBSTÄNDIG.

    Jeder Einzelne von Euch hat die Wahl!

    Natürlich könnt Ihr Euch Gedanken machen, ob sich vielleicht einige Partikuliere zu einer neuen Genossenschaft zusammenschließen, aber ich kann Euch gleich sagen, daß auch diese neue Genossenschaft Geld verdienen muß. Gut möglich, daß Ihr Euch dann trotzdem besser stellt als jetzt, aber auch das birgt ein gewisses Risiko - so ist es eben...


    LG
    Micha
    MeinlieberHerrgehneikommrausbleibdrin

  3. #93

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    Hallo Kawumm,
    "Früher wurde mehr verdient"!, das war so, weiß ich noch ziemlich genau. Meine Schwiegereltern z.B. haben immer von Weihnachten bis mindestens Mitte Februar stillgelegen. Der Schwiegervater meinte, wer nicht in 10 Monaten sein Geld verdient hat, hat falsch gewirtschaftet. Da hatte er, meiner Meinung nach, nicht Unrecht. Dafür war aber die körperliche Anstrengung/Einsatz um ein Weites größer als in der heutigen Zeit! Ohne Radar ist man liegen geblieben. Doch sobald es auch nur ein bisschen heller wurde, wurde Anker gedreht und los ging's. Nach 500m ist es wieder zugefallen, der Schiffsführer musste blind fahren. Mir haben alte Kollegen erzählt, das wäre Horror pur gewesen! Und dieses Spielchen ging manchmal mehrmals am Tag. Frag mal die Werften, wie die sich immer in der Nebelzeit die Hände gerieben haben!
    Dass sich die Schiffe den Anforderungen der Industrie angepasst haben, wie z.B. das Einraumschiff, finde ich nicht negativ, eher positiv!
    Z.B.5 Räume reinigen, Holzstrau, die speziell im Winter nicht sauber oder trocken werden wollte, aber wieder geladen werden musste. Da haben wir dann Benzin auf dem Boden verteilt und angebrannt. Das war mehr als gefährlich, aber nicht unüblich! Oder Decklast stellen, Kohlteer verarbeiten, usw. ; in meinen Augen richtige Knochenarbeit! Was bin ich froh, dass ich da noch nicht auf dem Schiff war!

    Die Probleme mit den Personal haben aber nicht nur wir Deutschen, die holländischen Kollegen genauso. Man hört auf diesen Schiffen kaum noch holländisch sprechen. Gesprochen wird überwiegend deutsch, die Antwort des Personals kommt in deutschem Kauderwelsch. Ich denke mir dann oft, "so ein tolles Schiff, alles super, eigentlich ein Traum, nur leider kein qualifiziertes Personal!"

    Mein Fazit: Es ist nicht alles Gold was glänzt!
    Einen schönen Tag wünscht
    Karin
    Geändert von Ausstellungsschiff (17.02.2012 um 18:25 Uhr)
    Glück ist, wenn man Pech hat und's nicht merkt

  4. #94

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    Zitat Zitat von sprenk13 Beitrag anzeigen
    .............Sie haben vollkommen recht, ich glaube nicht das man in den 80´Jahren mit 180 Meter Koppelverbände,

    Na das muß doch ein sehr entspanntes fahren gewesen sein in den 80zigern.
    Schubverband 172 meter Gottseidank ohne Container nur mit Kohle von Koblenz nach Thionville das ganze ohne Buggi kein Taglichtradar( jaja die hatten nen bombenjob fuhren sogar bei nacht und nebel)
    Ohne Tresco und AIS.

    Gruß Ferd
    Geändert von Poettekucker001 (20.02.2012 um 13:57 Uhr) Grund: Zitat gekürzt
    Es Lebe die BINNENSCHIFFFAHRT

  5. #95

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    Hallo Ferd,
    natürlich brauchte man auch zu dieser Zeit, die Spezialisten. Es gab schon in den 20`Jahren Schleppkähne mit 135 Meter länge. Aber das waren zu dieser Zeit eher die Ausnahmen, heute kommt dir auf Talfahrt, z.B. auf der Waal,
    alle 5-10 Minuten ein solcher oder noch größere Verbände entgegen. Die Belastungen haben sich geändert, weg von der harten körperlichen, hin zur psychischen Belastung. Der Termin-u.Kostendruck ist größer geworden.
    Heute heißen die Krankheiten Burnout, statt Oberschenkelhalsbruch.

  6. #96
    Moderator Avatar von Stadt_Aschaffenburg
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    Hallo sprenk,

    das war früher auch nicht anders als heute. Klar, heute ist durch das Handyzeitalter, AIS und sonstige Spielereien der Freiraum für die Schiffsführer noch enger geworden, weil der Disponent mittlerweile schon mitbekommt, wenn Du von einem Ufer ans andere verholst, aber ich kann mir vorstellen, daß die Fahrt bei Kleinwasser im Nebel - mit Wahrschauposten auf dem Vorschiff und Nebelhorn alle paar Sekunden - bestimmt auch nicht lustig gewesen ist und ich kann mir auch nicht vorstellen, daß mein Opa vollan an seinen weinend winkenden Töchtern vorbeigefahren wäre, wenn er keinen Zeitdruck gehabt hätte.

    Das Problem ist, daß die meisten von uns sich noch nichtmal ansatzweise vorstellen können, wie hart die Arbeit früher tatsächlich war, weil wir eben nicht dabei gewesen sind, aber zwischen der Nostalgie von heute und den Tatsachen von damals ist auf jeden Fall ein RIESEN-Unterschied!

    Heute nimmst Du zum entrosten den Druckluftnagler, setzt die Maske auf und schon fliegen die Fetzen. Laßt Euch mal von einem Schmelzer aus den 50ern erzählen, wie das damals war. Heute verfährst Du die Lukendeckel elektrisch, da war das auf- und zudecken der Holzluken früher, inkl. Scherstöcke und Merklinge setzen bestimmt auch was anderes. Deckwaschpumpe... frag mal die alten Hasen, wer sowas früher hatte, da gabs die Pütz und das wars auch schon...

    Es ist wie überall, die Lastwagenfahrer von heute sagen auch: "früher... DAS waren noch richtige Autos" - ja klar, weil sie überhaupt keine Ahnung davon haben, wie schwer so ein Lenkrad zu drehen war und was kuppeln mit Zwischengas für eine Kraftanstrengung war. Genau wie die Landwirte, die hocken auch in ihren klimatisierten Automatik-Schleppern und freuen sich, wenn sie einen alten LANZ-Bulldog sehen - würde mich mal interessieren, was sie sagen würden, wenn sie mal für ein Jahr tauschen "dürften"


    Leute das bringt so nix, diese Diskussion dreht sich im Kreis, wie früher der Kreisel und heute das Bail-Blade :)


    Zurück zum Thema Lohndumping ;-)

    LG
    Micha
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  7. #97

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    Das meine Ich ja, früher wurde mehr verdient!

    Das ist doch eigentlich paradox wenn man sieht wie sich die Schifffahrt geändert hat. Es wird mehr, schneller und sicherer transportiert. Alles um uns druherum wird teurer, aber wir werden billiger, warum? Die Arbeit als solches von früher und heute zu vergleichen macht kein Sinn. Heute trägt man viel mehr Verantwortung. Durch Checklisten und ISO Normen wird sehr schnell ein Schuldiger gefunden. Warum wird es nicht richtig entlohnt? Das gilt für Selbständige und Angestellte gleichermaßen.

    Micha hat recht, wir unterliegen den marktwirtschaftlichen Gesetzen. Aber warum machen wir diese uns nicht zu Nutze? Nein wir treiben leise mit dem Strom. Schade, lauter wäre besser!

    Gruß Kawumm 68

  8. #98
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    Hi Jörg,

    das hat mit Lautstärke wenig zu tun, sondern damit, daß

    1. einige Eigner eben billiger kalkulieren können(ältere Schiffe, weniger Investitionen in die Schiffe, Gasölpreise, Steuern, niedrigeres Lohnniveau usw.)
    2. VIELE Eigner billiger kalkulieren und jede noch so schlechte Reise annehmen MÜSSEN, weil die Bank jeden Monat ihr Geld will.

    Daran kann niemand etwas ändern und wenn er noch so laut ist, das ist nunmal so. Es bleibt als einzige Möglichkeit, sich darauf einzustellen oder sich durch Spezialisierung eine Lücke zu schaffen.Es muß halt jeder für sich den Weg finden, wie er auch in diesen Zeiten noch Geld verdienen kann, es ist ja nicht unmöglich, wie man auf so mancher Achterroef sehen kann ;-)

    LG
    Micha
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  9. #99

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    Find das Thema schon recht vielseitig und hab mal im Truckerforum geschnüffelt, weil es da um dasselbe Thema geht. Einer fährt als Angestellter einen Monat für 1200.- € Netto Europaweit, nicht wegen dem Geld laut seiner Meinung, sondern weil er Lust und Laune dazu hat und normalerweise er ausgesorgt hat und er bräuchte es normal nicht zu tun. Andere schimpfen auf ihm, weil er sich billig verkauft und die Löhne anderer und nachfolgender damit kaputt macht. Es gibt laut diesem Forum auch Fahrer die verdienen mehr als 2000.-€ Netto plus Spesen und mehr. Sicherlich auch nicht für Fahrer die von 8 bis 16 Uhr im Stadtverkehr fahren. Auch bei den Kapitänen der Landstrasse gibts eine interessante Liste von Unternehmen in diesem Forum, wo einzelne Firmen genannt werden mit Löhnen, Service im Unternehmen selbst, Alter des Fuhrparks, Fahrtgebiete usw.
    Es herscht in diesem Forum auch ein harter, teils vulgärer Umgangston der uns hoffentlich erspart bleibt, auch in Zukunft, genauso wie die Prangerliste der Firmen die Hunger- oder Dumpinglöhne zahlen.

    Jeder muss seinen Lohn aushandeln oder fährt nach Tarif. So etwas weiss man vorher oder fragt vorher nach, was man verdienen kann oder was man am Ende des Monats oder Abrechnungszeitraum vom Arbeitgeber bekommt. Sollte es nicht so sein wie abgemacht oder das Geld kommt nicht wie versprochen, gibts doch nur einen Weg. Wech un woanners hin.
    Denn Leute werden überall gesucht und besonders Gute. GUTE LEUTE an Bord zu haben oder zum Team gehören, ist ein Priveleg und nicht immer und überall selbstverständlich, denn nicht jeder Eigner oder Reeder kann oder will sich das leisten. Mit GUT meine ich ausgebildetes und qualifiziertes Personal. Es gibt ja auch Leute die lieben ihren Beruf und qualifizieren und bilden sich weiter um sich letztendlich auch auf dem Arbeitsmarkt gut zu verkaufen. Dennoch gibt es dort auch Unterschiede. Nicht jeder der viele Patente hat, kann auch fahren und bekommt vielleicht ein niedrigeres Salair.
    Dieses Thema ist sehr komplex und vielseitig, wie die Menschen selbst.
    "Good water, good life. Poor water, poor life. No water, no life.“ – Sir Peter Blake

  10. #100
    Administrator Avatar von Gerhard
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    Zitat Zitat von Cabincruiser Beitrag anzeigen
    Es herscht in diesem Forum auch ein harter, teils vulgärer Umgangston der uns hoffentlich erspart bleibt, auch in Zukunft, genauso wie die Prangerliste der Firmen die Hunger- oder Dumpinglöhne zahlen.
    Hallo

    keine Sorge, da haben wir schon zwei Augen drauf

    Gruß Gerhard
    Admin
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