Thema: Tankschiff nahe der Loreley gekentert

  1. #2021
    Moderator Avatar von faehrenfan
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    Hallo an alle, hallo Ralf,

    bezüglich Deiner Vermutung zum Radarecho (#2024) kann ich folgendes sagen:
    Ich war während meiner Bundeswehrzeit (Marine) in der elektronischen Aufklärung tätig und hatte viel mit Radar & Radargeräten zu tun (Empfangsseitig) und eine der ersten Informationen, die wir damals gelernt haben war, das je größer das reflektierende Objekt ist, desto größer fällt auch das Radarecho aus.


    Das ist auch der Grund, warum die heutige moderne Kriegsschiffe möglichst schräge und kleine Flächen haben, um so auf dem Radar ein möglichst kleines Echo zu erzeugen.

    Erreicht wird das dadurch, indem man den Winkel der reflektierenden Flächen so zur Wasseroberfläche ausrichtet, das der einfallende Radarstrahl abgelenkt wird und nicht mehr zum Sender zurückgeworfen werden kann.

    Das ist das gleiche Prinzip wie wenn Du Dich vor einen Spiegel stellst und mit dem Lichtstrahl Deiner Taschenlampe rein leuchtest, nur wenn Du gerade in den Spiegel hinein leuchtest, kommt das Licht zu Dir zurück.

    Der einzige Unterschied zum Radar ist, das Du bei Radar eben nicht nur einen einzelnen, gebündelten Strahl hast, sondern viele und das es auch Reflektionen und Spiegelungen vom Wasser gibt, die ebenfalls zurückgeworfen werden können.
    Das sind dann sogenannte Geistersignale und Echos, die von modernen Radargeräte teilweise ausgeblendet oder reduziert werden können.

    In dem Augenblick, wo die Radarstrahlen das Deck getroffen haben, dürfte sich die reflektierte Fläche um ein vielfaches vergrößert haben, als vorher, wo nur der über Wasser befindliche Teil des Rumpfs und die Aufbauten reflektiert haben.
    Nach dem der Waldhof gekenntert ist, war nur noch das Unterwasserschiff als Reflektor vorhanden und der war zu klein oder so zur Wasseroberfläche geneigt, das die Radarstrahlen abgelenkt wurden und den Weg zurück zum Empfänger nicht mehr gefunden haben; die Waldhof vom Radar verschwand.


    Eine kleine Einschränkung / Erklärung muss ich aber noch zu meiner Eingang erwähnten Aussage machen, sonst schimpfen die Experten hier: Radargeräte unterliegen der „Zweiwegeausbreitung“. Gemeint ist damit folgendes: Der Radarstrahl geht zum Objekt (1. Weg), wird dort reflektiert und trifft beim Sender / Empfänger wieder ein (2. Weg). Dadurch ist ein Radargerät in der Reichweite begrenzt, da das reflektierte Radarsignal ja immer wieder zurück zum Empfänger muss.
    Durch die Zweiwegeausbreitung haben wir einen Signalverlust, der durch Streuverlusten und durch Umwelteinflüsse verursacht wird und selbst bei optimale Reflektion haben wir immer ein schwächeres Signal am Empfänger, als jenes welches vom Sender abgegeben wurde.
    Das ist auch der Grund, warum Radargeräte eine fest definierte Reichweite haben, nämlich jene, in der ein bestimmtes Objekt einer definierten Größe noch zuverlässig reflektiert und somit auf dem Radar dargestellt werden kann.


    Im Fall der Waldhof haben wir das Signalproblem aber nicht, da wir uns innerhalb der definierten Reichweite des Radargerätes befunden haben und deswegen die Signalstärke des reflektierten Radarsignals egal ist.


    Mein Beileid an die Angehörigen.

    Gruß Alex

  2. #2022

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    Guten Abend!

    Leider sind meine Kenntnisse der holländischen Sprache schlecht. Deshalb zitiere ich hier mal einen Kommentar aus der "Schuttevaer" vom 8.2.2011 im O-Ton:

    quote
    Naar aanleiding van het kenteren van de tanker “Waldhof” ter hoogte van de Lorelei, Rijn KMR 555 jl. 13 januari heb ik de volgende stabiliteit berekening gemaakt.

    De “Waldhof” is een dubbelwandige binnenvaarttanker met alleen centertanks.

    Dit betekent dat er geen langsschot in de tank op het vlak van kiel en stevens aanwezig is.
    De volgende aannames zijn gemaakt:

    Lengte schip. 105 meter
    Breedte schip. 10.5 meter
    Ledige diepgang. 0.9 meter
    Holte. 4.5 meter
    Blokcoëfficiënt voor het ledige onderwaterschip gemiddeld. 0.8
    Waterverplaatsing ledige schip. 105 * 10.5 * 0.9 * 0.8 = 794 m3
    Gewichtszwaartepunt ledig schip. 2.25 meter. Halve holte
    Lengte tank. 70 meter
    Breedte tank. 8.5 meter
    Hoogte tank. 4 meter
    Hoogte dubbele bodem. 0.5 meter
    Tankinhoud maximaal. 70 * 8.5 * 4 = 2380 m3
    Lading zwavelzuur. 1.8 kilo per liter
    Gewicht lading. 2400 ton
    Volume lading. 2400 / 1.8 = 1333 m3
    Hoogte lading bij gebruik alle tanks. 1333/70 * 8.5 = 2.24 meter
    Gewichtszwaartepunt lading boven de kiel. 2.24 / 2= 1.12. plus hoogte dubbele bodem 0.5 + 1.12 =1.62

    Stabiliteitsberekening.794 * 2.25 = 1787
    2400 * 1.62 = 3888
    3194 * ?? = 5475

    G boven de kiel 5475 / 3194 = 1.78 meter.

    Correctie vrijevloeisofoppervlak.

    De formule voor de correctie vrije vloeistofoppervlak is:

    Lengte tank * breedte tank tot de derde macht * soortelijke massa vloeistof gedeeld door 12 * het deplacement

    70 * 8.5 tot de derde macht * 1.8 gedeeld door 12 * 3194 = 2.02 meter.

    De schijnbare rijzing van het gewichtzwaartepunt is 2.02 meter en ligt nu op 1.78 + 2.02 = 3.80 boven de kiel. Dit is bijna op de hoogte van het trunk dek.

    Het enigste waar voordeel uit te halen is bij centertanks zonder langschot is zoveel mogelijk een tank te laden zodat andere tanks leeg blijven. Theoretisch is te volstaan met 1333/ 4/8.5 = 40 meter lengte van de tanks te gebruiken.( volume lading gedeeld door de maximale hoogte van de tank gedeeld door de breedte van de tanks).

    De correctie van de vrije vloeistof wordt dan 40 * 8.5 tot de derde macht * 1.8 gedeeld door 12 * 3194 = 1.15. het gewicht zwaartepunt komt dan op 1.78 + 1.15 = 2.93 meter boven het vlak. Dit is in de praktijk niet mogelijk in verband met overschrijding maximale vullingsgraad van de tanks en teveel gewicht op een plaats. Ook zal er geen vrije vloeistof zijn als de tank compleet gevuld is.

    Indien er een langsschot aanwezig is wordt de stabiliteit aanmerkelijk beter.

    Hierdoor wordt de breedte gehalveerd.

    70 * 4.25 tot de derde macht * 1.8 gedeeld door 12 * 3194 = 0.25 meter per kant stuurboord en bakboord. Het gewicht zwaartepunt komt nu op 1.76 + (2 * 0.25) = 2.26 boven het vlak te liggen.

    Conclusie.

    Naast de slechte stabiliteit moet ook de stroomsnelheid van het water meegenomen worden. Deze is bij een wassende waterstand tegen het overschrijden van Marke 2 ter plaatse rond de 2.5 a 3 meter per seconde. Het schip heeft dan als het alleen al meedrijft met de stroom een snelheid van 9 a 10 kilometer per uur. Ook de scherpe bochten met veel onderstroming werken mee om het schip te doen kenteren.


    Koen Sijbrands

    08-02-2011 op 15:44
    unquote

    Link zu dem Bericht: http://www.schuttevaer.nl/nieuws/act...s-dubieus.html

    Vielleicht ist ja jemand im Forum in der Lage, den obigen Text zu übersetzen. Ich halte ihn nach erster Durchsicht für wichtig, um die Stabilität der "WALDHOF" beurteilen zu können.

    mfg Peter Hartung

  3. #2023
    Gamin
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    Standard Beitrag 2019 von Bigmac74

    Bigmac bringt es unter Beitrag 2019 auf den Punkt.

    Ich wundere mich schon lange, warum noch niemand die Frage aufgeworfen hat, welches Schiff die Waldhof trotz nächtlichem Begegnungsverbot am Betteck kreuzte.

    Der betreffende Schiffsführer hätte sicher was dazu zu sagen.....

    mfG Gamin
    Geändert von Dewi (23.02.2011 um 15:33 Uhr) Grund: freigeschaltet!

  4. #2024
    Avatar von exmatrose
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    Standard Wo versteckt sich die Intelligenz ...

    hier im Forum werden sich doch sicherlich ANGEHENDE Wasserbau, - und Schiffsbauingenieure (vor allem Dozenten mit angesprochen) unter den eifrigen Lesern befinden. wenn nicht - Wird es Zeit!

    Wäre doch mal ein, leider trauriges - aber doch sehr realistisches Beispiel zur Ursachenermittlung am Objekt.

    An den Hochschulen stehen MEGA-Rechner um so etwas durchzuspielen/Simulieren. Vorausgesetzt natürlich die Daten stimmen.

    Da ist also wieder das Forum gefragt. Welche Schiffe sind auf der Bergfahrt der Waldhof begegnet. Tonnage .. etc.Wie war der aktuelle Wasserstand/Fließgeschwindigkeit ... Talfahrt - wer hatte noch Kontakt. Radar - Funk - optisch ... usw.

    das alle gebündelt - ohne Hätte Wenn und Aber ...

    Der Rhein an der Stelle ist wohl sehr "Steinig" (Fels) - also ne feste Größe was Querschnitt Fließgeschw, ... angeht.

    Also angehende Intelligenz - an die Arbeit - das Forum wird Euch sicherlich bei Fragen zur Seite stehen.

    Vieleicht auch das WSA BINGEN - das die Schiffahrtsbewegungen - Funkkontakte zum Zeitpunkt der Havarie gespeichert haben.

    wir wollen doch der Staatsanw..... zuvorkommen - den Hinterbliebenen und verstorbenen Kollegen zuliebe - nicht das wie so oft menschliches Versagen oder so was ähnlich zum Schluß zu lesen sein wird. Damit wäre keinem geholfen. Der Sicherheit schon garnicht.

    in diesem Sinne Gruß Mario


    PS: Die Schifffahrts technischen Versuchsanstalten natürlich eingeschlossen !!!!!!!!!!
    Geändert von exmatrose (23.02.2011 um 00:59 Uhr) Grund: um die Uhrzeit :-)

  5. #2025

    Standard Tankschiff-nahe-der-Loreley-gekentert

    Hallo Peter Hartung

    Betrifft Waldhof TMS

    Habe den Text von Koen Sijbrand gelesen,es ist mir zu viel Arbeit,das jetzt alles in deutsch zu schreiben.

    In Stichpunkten:

    1.)Präzise mathematische Berechnungen,daß der Schwerpunkt des Schiffes zu hoch lag.
    2.) Der Einbau von Längstschotts die Gefahr halbiert hätte.

    3.) Die Geschwindigkeit des Fahrzeugs zu hoch war.

    Grüße Grotefendt

  6. #2026

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    Moin!

    @ Grotefendt: Danke für die Zusammenfassung, die die Sache wohl auf den Punkt bringt.

    Ferner:

    Das Studio Duisburg des WDR-Fernsehens hat einen längeren Beitrag von der Ankunft der "WALDHOF" in Duisburg gesendet. Das 5-Minuten-Video kann über den nachfolgenden Link abgerufen werden:

    http://www.derwesten.de/staedte/duis...id4303629.html

    Frage: Hat jemand aus der Forumsgemeinde bei der Triton-Werft vorbei geschaut?

    mfg Peter Hartung

  7. #2027
    Avatar von Flusspirat77
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    Moin!
    Gestern abend kam auf ZDF-Info auch ein Bericht/Zusammenfassung über die Waldhof-Havarie.
    Leider zu spät gesehen..

    Gruß Stephan

  8. #2028

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    Guten Morgen Peter Hartung! Zu Deinem Artikel 2028

    ich habe ihn mir gerade durchgelesen und muß sagen, das die Berechnung korrekt ist und somit die "Waldhof" instabil war. Zum Übersetzen des Artikels fehlt mir momentan leider die Zeit, aber ich werde mich schnellst möglich daran begeben.

    Zu dem Thema ein empfohlenes Lehrbuch: Stabiliteit van Schepen von K. Metzlar, ISBN 978-90-70348-54-0

    Gruß Felix

  9. #2029
    Avatar von Bigmäc74
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    Zitat Zitat von Peter Hartung Beitrag anzeigen

    Frage: Hat jemand aus der Forumsgemeinde bei der Triton-Werft vorbei geschaut?

    mfg Peter Hartung
    Falls das jemand macht, kann er gern bei dem anderen Schiff das auf der Helling liegt ´nen Kaffee trinken! (Eiltank21)

    wir freuen uns über besuch...7 Wochen sind lang!

    gruß Markus
    “Waiting is a very funny activity: you can’t wait twice as fast.” übersetzt: Warten ist eine seltsame Aktivität: man kann sich damit nicht beeilen

  10. #2030
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    Hallo Markus,
    ich bin nächste Woche von Montag bis Donnerstag bei unserem "Radarman" auf einem Lehrgang in Ruhrort. Wenn du möchtest schreib mir mal deine Telefonnummer per PN. Dann schauen wir mal.
    Schöne Grüße aus Urmitz
    Jürgen
    Alle Menschen sind klug....die einen vorher, die anderen nachher. (Voltaire)

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