Beitrag #247 ist schon ne Weile her und einiges davon irgendwo hier mitbeantwortet, möcht aber trotzdem mal direkt drauf eingehen:
- seit wann fahren Tanker dieser Bauart (Centertanks)?
Die ersten kamen wohl vor ca. 15 Jahren, aber die große Neubauwelle ist ne Sache der letzten Jahre.
- wann und wo ist schon einmal einer durch Schwappen der Ladung durchgekränkt?
Mir sind bisher nur Berichte über Beinahe-Kentern bekannt, bei denen Besatzung oder Zuschauern Angst und Bange wurde und nur Fachkenntnis das schlimmste verhinderte. Es kann sie aber durchaus gegeben haben, die Presse interessiert sich ja nur für "alte Seelenverkäufer". Bei neuen Schiffen kann die Ursache nur menschlichen Versagen sein...???? Finden konnte ich nur jetzt auf die Schnelle nur eine andere Gefahr der Doppelhülle - unbemerkte Ladung/Gase durch Materialfehler in der doppelten Hülle. Dadurch ist z.B. die "Stesa" 2002 auf der Werft explodiert, weil man vorm schweißen nur in den Tanks, aber nicht in der Doppelhülle Gas gemessen hatte.
- war die "Gefährlichkeit" solcher Schiffe zuvor in der Branche bekannt?
Ja, insbesondere erfahrene Tankerkapitäne warnen schon lange.
Vor der hier im Forum ausführlich beschriebenen Instabilität, vor unbemerkter Ladung/Gas in der doppelten Hülle, vor der Komplettkontrolle durch den Computer die schnelles Eingreifen in Notsituationen verhindert, ständig Störfälle verursacht und gern mal das ganze Schiff lahm legt, vor einem Leitungssystem das umpumpen bei Kalamitäten unmöglich macht, vor der billigen, schlechten Verarbeitung vieler Kaskos und der bei Doppelhülle zugelassenen dünneren Materialstärke, vor den überproportionalen Kosten dieser Schiffe wodurch für den Betrieb an allem gespart werden muß, was zu Lasten der Sicherheit geht.
- wenn ja, wer hat dies seiner Reederei, einer Weft oder einer Behörde kundgetan?
Wir und mind. ein paar Kollegen haben u.a. mit Befrachtern, Wasserschutz an Bord, IVW in Holland, EbisKontrolleuren, Personal von Tanklagern mehrfach drüber gesprochen. Auch die Presse angesprochen.
- wenn ja, wie war die entsprechende Reaktion?
Wir sind ja nur Schiffer - die Experten wüssten schon was sie tun. Wir würden schwarzmalen, könnten die Zeit nicht aufhalten und wären als Eigner von Einhüllenschiffen nicht objektiv. Einzelne sind auch kritisch oder der gleichen Meinung, finden sich aber nicht zuständig. Die Presse findet es nicht interessant, wenn noch nix passiert ist. Die Bildzeitung gab zu, es passt nicht in ihr Image. Im aktuellen Fall haben wir ZDF kontaktiert, die wollten zurückrufen, warten immer noch...
- können nicht mehrere Ursachen zusammen wie Geschwindigkeit, Kränkung, zu harte Ruderlage und/oder Grundberührung zum Unfall geführt haben?
Natürlich. Irgendeinen dieser Gründe wird man nachher wohl auch hinzuziehen, um es als menschliches Versagen abzuhaken.
Aber ein Schiff darf nicht gleich kentern, weil man mal zu hart Ruder gibt oder beim Hochwasser schnell ist. Bei der Testfahrt muß es bei voller Fahrt mit plötzlichem vollem Ruderausschlag stabil bleiben. Aber diese Tests werden halt mit Wasser als Ladung und bei normalen Umständen gemacht. Und zur Grundberührung - selbst wenn es eine gegeben hätte: Ein Einzelhüllentanker wäre dann wohl an einem, vielleicht zwei Tanks leck. Schnell umpumpen und die nächste Werft aufsuchen. Wenn eine Doppelhülle stattdessen gleich umkippt und sinkt, Verlust von Menschen, Schiff und kompletter Ladung, ob nun durch Grundberührung oder Anfahrung oder weil jemand ausversehen beladen die Hülle ballastet, dann kann man das System in dieser Form doch nur "Thema verfehlt" nennen???
- ist menschliches Versagen absolut auszuschließen?
Ausschließen kann man momentan natürlich noch fast nichts, wie in diesem Forum oft genug erwähnt ist die Untersuchung abzuwarten. Aber selbst wenn - ein Schiff muß meiner Meinung nach kleine "Fehler" wie die oben genannten verkraften können. Naja, der "Elchtest" wurde hier ja früher schon erwähnt...
- warum gibt die Besatzung, auch zur Information/Warnung für uns Kollegen, keine Auskunft?
Die Besatzung darf keine Auskunft geben. Das ist in solchen Fällen die erste Anweisung von Reederei, Versicherung etc. um sich nicht evtl. selbst zu belasten. Steht im Prinzip auch in jedem Autoversicherungsvertrag :-)
die Ursache muß eindeutig geklärt und der Öffentlichkeit mitgeteilt werden!
Dem kann ich mich nur anschließen!
Es darf nicht sein, daß noch mehr menschliche Tragödien geschehen. Die Binnenschifffahrt ist das sicherste Verkehrsmittel und soll es auch bleiben!