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Erdöl-Raffinerie Lingen
Hallo miteinander,
es war in grauer Vorzeit (1959), wir fuhren mit dem "Wellingsbüttel" viele Monate Naphtha von der Emsland Raffinerie Holthausen zum Dollart, Umschlag auf der "Knock" in englische Kümos. Das sich jetzt so eine Tankerexplosion zugetragen hat, einfach furchtbar, aber wenigstens ohne schwere Verletzungen oder Tote.
Da werde ich immer wieder an das schwere Brandunglück im Raunheimer Hafen bei der Caltex im August 1971 erinnert, bei dem wir 7 Tote beklagen mußten. Hier über Ursache oder Schuld zu reden fällt mir schwer, denn Unachtsamkeiten, Fehlverhalten oder bauliche Mängel liegen so nah beieinander. In Raunheim wurde eine offene Flamme an einem Petroleum-Kühlschrank ermittelt, trotz Feuerverbot im gesamten Hafen. Wie kann eine so kleine Flamme in einem geschlossenen Raum die Ursache sein? Ganz einfach, Überfüllung der Kammern mit Benzin bei Kammerwechsel. Nun reite sich eine Kette von Fehlern aneinander: fehlende Überfüllsicherung an Bord, fehlende Notabschaltung an Land. Das Schiff, die noch heutige " Stadt Schweinfurt" ging in Flammen auf. Zu allem Überfluß war das Schiff mit Kunststofftaue festgemacht, die schmolzen, der Ladearm brach ab und das brennende Schiff trieb im Hafen. Schaum-Monitore waren noch nicht installiert, also wurde das Feuerlöschboot der Höchst AG angefordert, welches erst nach 2 Stunden wegen der Schleuse Eddersheim eintraf. Mittlerweile hatte das brennende Schiff die "Luise Catarina" gerammt und ebenfalls in Brand gesteckt. Die Domdeckel dieses Tankers waren alle nicht vorschriftmäßig geschlossen, die Knebel sollten die leeren Kerosin-Tanks trocknen helfen, so explodierten alle 10 Kammern. Von der Stadt Schweinfurt wurden noch 2 Personen vom brennenden Schiff gerettet, aber 3 Mann Besatzung und ein Kind verbrannten. Außerdem verbrannten noch 3 Kinder von der "Luise Catarina".
Für uns im Tanklager war das ein Schock, es war unfaßbar, das so etwas passieren konnte. Meine Aufgabe war es, den fehlenden toten Schiffsführer zu suchen, weil ich in den 60ziger Jahren selbst Schiffsführer auf diesem Schiff war. Wir fanden ihn später im Hafen treibend. Das war wirklich eine Tragödige. Die "Stadt Schweinfurt" wurde im Hafen wieder entleert, mit Dampf gasfrei gemacht und in Reparatur geschickt, so erklärt sich das heutige Aussehen, denn es war ja mal "mein MTS Fuhlsbüttel". Danach wurden alle Sicherheitseinrichtungen nachgerüstet. Ich war 37 Jahre in diesem Tanklager, wir haben Gefahrengut der Klassen K1-3 und Flüssiggas in Kesselwagen, Tankwagen und Schiffe beladen, das war aber unser einziger Unfall!
Ich habe auch in meiner Tankerzeit viele Sicherheitsmängel erlebt, rauchende Schiffsführer über Deck laufen sehen, mit offenen Tankluken unter Brücken hindurchgefahren, Tankreinigung ohne schweren Atemschutz durchgeführt usw.
Ich denke häufig an diese Zeit zurück....................................
Es grüßt wie immer der Rhein-Skipper
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