Hallo,
die Kettenschleppdampfer haben auch Eingang in die (Welt)-Literatur gefunden! Kein geringerer als der amerikanische Schriftsteller Mark Twain hat in seinen Reisebeschreibungen aus Deutschland die Begegnung mit einem Kettenschlepper beschrieben:
'Es war ein Schlepper, und zwar einer von sehr merkwürdigem Bau und Aussehen. Ich hatte ihn oft vom Hotel aus beobachtet und mich gefragt, wie er wohl angetrieben werde, denn offenbar besaß er keine Schraube oder Schaufeln. Jetzt kam er dahergeschäumt, machte eine Menge Lärm verschiedener Art und steigerte ihn ab und zu noch dadurch, daß er ein heiseres Pfeifen ertönen ließ. Er hatte hinten neun Kähne angehängt, die ihm in langer, schmaler Reihe folgten. Wir begegneten ihm an einer engen Stelle zwischen Dämmen, und in dem schmalen Durchgang war kaum Platz für uns beide. Während er schnaufend und stöhnend vorüberfuhr, entdeckten wir das Geheimnis seines Antriebs. Er fuhr nicht mit Radschaufeln oder Schraube flußaufwärts, er schob sich dadurch hinauf, daß er sich an einer großen Kette vorwärts zog. Diese Kette ist im Flußbett verlegt und nur an den zwei Enden befestigt. Sie ist siebzig Meilen lang. Sie tritt durch den Bug des Schiffes ein, dreht sich um eine Trommel und wird achtern wieder ausgesteckt. Der Dampfer zieht an dieser Kette und schleppt sich dadurch flußaufwärts oder -abwärts. Genaugenommen hat er weder Bug noch Heck, denn er hat an jedem Ende ein Steuerruder mit langem Blatt und wendet niemals. Er gebraucht dauernd beide Ruder, und sie sind so stark, daß er trotz des starken Widerstandes der Kette nach rechts oder links abbiegen und um Krümmungen herumsteuern kann. Ich hätte nicht geglaubt, daß man diese unmögliche Sache ausführen könnte; aber ich habe sie ausgeführt gesehen, und daher weiß ich, daß es ein unmögliches Ding gibt, das man vollbringen kann...'
Ich habe auch noch zwei schöne Bilder gefunden, die den Mechanismus des Kettenschleppers sehr gut erkennen lassen. Der Mechanismus ist in den Kästen mit den runden Abdeckungen auf der linken Seite 'versteckt'. Das nur provisorisch überdachte Ruderhaus ist weiss gestrichen - wäre sehr untypisch für einen Mainketten-Schiffe - könnte daher auch an Neckar oder einem anderen Fluss aufgenommen sein...
Das zweite Bild ist aber zweifellos vom Main, stammt aus den späten Jahren der Kettenschleppschifffhart (ca. 1925), aufgenommen bei Aschaffenburg zu Berg.
Gruß - Ronald;-)