Moin,
nach dem ich mich um die Historie der Clausen Werft gekümmert und in Wikipedia Daten und Geschichtliche Informationen zur Verfügung gestellt habe, konnte ich auch die Daten der Schnelllastfähre "Baden-Pfalz" genauer recherchieren. Dabei kam eine sehr interessante Geschichte heraus.
Schiffsdaten
Name: Baden-Pfalz
Ex-Namen: St. Nikolaus, Tanja, Cornelia, Stadt Rees, Pfalz
registriert in: Neuburg
Nationalität:
MMSI-Nr.: 211632780
Länge über alles: 36,00 m (Ursrünglich: 32,00 m)
Länge Klappen: 7,00 m (Ursrünglich: 5,00 m)
Länge Rumpf: 22,00 m
Länge über die Pylonen: 25,00 m
Breite über alles: 10,40 m (Urspünglich: 9,00 m)
Tiefgang: 0,80 m
Transportkapazität: max. 200 Personen / 15 PKW (Ursrünglich: 12 / 18)
Zuladung: 30 Tonnen (Urspünglich: 40 t)
Fahrspuren: 3 (Urspünglich: 2)
Nutzbare Fahrbahnbreite: 7,40 m (Urspünglich: 6 m)
zulässige Achslast: 16 t
Geschwindigkeit: 10 Knoten
Antrieb: 4x Schottel Ruderpropeller (seit 2012)
Ursprünglich: 2x Voith-Schneider - Propeller, später Umbau auf 4x VSP
Baujahr: 1950
erbaut in:
Bauwerft: Clausen-Werft, Oberwinter
Bau-Nr.: 107
Frühere Einsatzorte:
02.1950 - 11.1956 Speyer, Rhein
03.1957 - 12.1967 Rees, Rhein
03.1968 - 1989 Ingelheim - Oestrich-Winkel, Rhein
1990 - 07.1997 Neu-Darchow, Elbe,
08.1997 - 04.2004 Leimersheim, Rhein
04.2004 - heute Neuburgweiher, Rhein
Umbauten: Diverse !
Was ich während meinen Recherchen heraus bekommen habe:
Wie gut die Konstruktion der Clausen Fähren ist, lässt sich bereits an der Fähre "Pfalz" erahnen. 1950 gebaut, ist sie mit über 70 Jahren noch immer im aktiven Fähreinsatz zwischen Neuburgweier und Neuburg am Rhein (Rhein-KM 354). Wenn es erforderlich war, wurde sie an die neueren Umwelt- und Sicherheitsvorschriften angepasst. Daher wurde die Fähre im Laufe der Jahrzehnte mehrfach umgebaut und deswegen existieren auch unterschiedliche Abmessungen und Daten zur Fähre, z. B. zur Motorisierung, zu den Antrieben, und natürlich auch in den Abmessungen.
Die ursprünglichen Maße benennt Clausen in seinem Buch: Die Fähre war 22 m lang und 9 m breit, so wie die spätere Typfähre GODO I. Die 22 m Länge beziehen sich dabei auf die Rumpflänge, quasi zwischen dem ersten und dem letzten Querspant. Die Rumpflänge ist damit identisch zur Deckslänge und entspricht der damals maximalen zulässigen Gesamtlänge eines schweren LKW.
Ein Problem bei der Bestimmung der Länge der Clausen Fähren besteht darin, das die Fähre über Pylonen verfügt, an denen die Fährklappen aufgehangen sind und die ca. 1,5 m über die Rumpfenden hinaus ragen. Wenn Clausen also schreibt, das seine Fähre 22 m lang war und über 5 m Fährklappe verfügte, war sie somit 32 m über Klappen lang (Länge über Klappen).
In manchen Dokumentationen taucht aber eine Rumpflänge von 25 m auf. Dies ist dann die Länge gemessen zwischen den Pylonen, wobei die bewegliche Traverse, an der die Fährklappe aufgehangen ist, und die noch einmal ein Stück weiter hinaus ragt, nicht mitgemessen wurde. Gerade die Länge der Traverse, ihre Form und Materialstärke, variieren je nach Klappenlänge, Breite und Gewicht; denn eine größere und schwerere Fährklappe braucht auch eine stärkere Traverse, damit diese sie tragen kann und nicht abknickt.
Diese 25 m Längenangabe entsprechen also Gesamtlänge der Fähre über die Pylonen ohne Klappen. Folglich ist die Fähre dann auch nicht 35 m über Klappen lang.
Zum Lebenslauf der Autoschnellfähre "Pfalz" lässt sich folgendes sagen:
1950 mit 2 Voith-Schneider-Propeller gebaut, wurde sie vom 12. Februar 1950 an bis zur Fertigstellung der Speyerer Rheinbrücke am 19. November 1956 in Speyer im Fährdienst eingesetzt.
Nach der Einstellung des Fährbetriebs, hat sie dann wohl eine Zeit lang aufgelegen. Die Rheinpfalz berichtet am 27. März 1957 , das die Fähre nach Rees verkauft wurde, wo sie als "Stadt Rees" zwischen Duisburg und und den Niederlanden über den 370 m breiten Strom übersetzt. Zeitweise am Steuer: der bereits in Speyer bewährte Schiffsführer Sebastian Brech.
Ab wann sie tatsächlich in Rees in den Fährbetrieb ging, ist aber nicht eindeutig geklärt.
Sicher ist, das die Motorfähre "Stadt Rees" bis zur Fertigstellung der Reeser Rheinbrücke am 20. Dezember 1967 im Fähreinsatz war.
Während dieser Zeit fand auch der erste Umbau statt, wie man den Fotos (die mir vorliegen, entnehmen kann).
Auf dem Fahrgastraum befand sich ein kleiner Signalmast, der als Lampenträger für die beiden Toplichter fungierte und seitlich abgespannt war. Diese Abspannseile wurde auch als Wimpelseile verwendet. Der Mast wurde auf das höhere Steuerhausdach gesetzt, was zu einer verbesserten Sichtbarkeit der Toplichter für die Schifffahrt diente. An ihm konnten nun auch größere Flaggen ohne Sichtbeeinträchtigung des Fährmanns gefahren werden. Nach der Einstellung des Fährbetriebs, wurde die Fähre nach Ingelheim an die Fährbetrieb Maul verkauft.
Am 30. März 1968 kam die nun auf den Namen "Cornelia" getaufte Fähre an der neu geschaffenen Fährstelle Ingelheim - Oestrich-Winkel zum Einsatz.
1970/71: Übernahme des Fährbetriebs durch Horst Maul: Neuer Name: "Tanja". #9
Wegen dem stetig zunehmenden Betriebs, wurde sie 1975 von 12 auf 18 PKW vergrößert (verbreitert auf 10,40 m). Sie erhielt 2 weitere Voith-Schneider-Propeller und besaß damit nun 4 Antriebe.
Im Zuge der Verbreiterung wurden auch größere (stabilere) Fährklappen benötigt, die nun per Hydraulik auf und ab bewegt werden. Klappenlänge nun 7 m.
Vielleicht ein kleines Detail, aber doch wichtig: An den neuen Fährklappen befanden sich nun Fallpoller, mit denen sich die Fähre am Ufer im Fährkeil einhängen kann.
Auch Fahrbahnbegrenzungsschranken wurden verbaut. Der einfache Lampenträger auf dem Steuerhausdach, wurde gegen einen dreibeinigen Lampenträger ausgetauscht und das Steuerhausdach über die Seiten nach Außen herausgezogen, was zu einem besseren Blendschutz bei Sonne und weniger Regen auf den Scheiben führte.
Weiterhin wurde ein Flußradar mit Parabolantenne montiert. Das bis dahin seitlich in den Davids hängende kleine Beiboot wurde entfernt.
Bei einem weiteren Umbau Ende der 1980er JAhre, wurde das heutige, große Steuerhaus aufgesetzt. #9
Ab 1986 diente sie nur dann noch als Ersatzfähre für die 32 PKW tragende, größere Fähre "Michael".
Durch den Mauerfall 1989 wurden an der Elbe Querungsmöglichkeiten gebraucht. Nach und nach wurden alte / neue Flußübergänge geschaffen. Der Markt für gebrauchte Fähren war überschaubar, Neubauten dauerten Jahre und Werftkapazitäten waren kaum vorhanden. So kam in Dienst, was gerade noch fahren konnte, selbst wenn es eigentlich zu klein für die Fährstelle war, zu umständlich (wie ein Schaldenbetrieb) oder eigentlich zu alt (motorlose Fährprahme).
In Darchau / Neu Darchau hatte man das Glück, das man die Fähre "Tanja" aus Ingelheim am Rhein kaufen konnte. Sie war zwar alt, aber gut in Schuss und mit 4 Antrieben und Motoren sehr zuverlässig. So konnte sie ohne große Schwierigkeiten in Betrieb genommen werden. Durch den stetigen Zuwachs, wurde sie 1993 durch eine größere Fähre namens "Tanja" (II) ersetzt und diente bis 1997 noch als Reserve-/ und Ersatzfähre.
1997 kauft der Fährbetrieb Kreger die Ersatzfähre "Tanja" und brachte sie zurück an den Rhein. Neuer Einsatzort für die in "St. Nikolaus" umbenannte Fähre wird die Fährstelle zwischen Leimersheim und Leopoldshafen (Rhein-KM 372).
2000 übernimmt der Fährbetrieb J. Freiwald die Fährstelle. 2004 kauft Herr Freiwald die Clausen Fähre "Wesermarsch" aus Brake - Sandstedt und bringt sie von der Weser an den Rhein nach Leopoldshafen. Hier verkehrt sie seit dem als "Peter Pan". Die "St. Nikolaus" wird 2004 in "Baden-Pfalz" umbenannt und kommt an der wiedereröffneten Fährstelle Neuburgweier - Neuburg zum Einsatz. Betreiber ist der Fährbetrieb M. Freiwald. Vor der "Baden-Pfalz verkehrte dort von 1984 bis 2004 nur eine kleine Personenfähre.
Manngels Ersatzteile für die alten Voith-Schneider-Antriebe, wird die "Baden-Pfalz" bis 2012 nach und nach auf Schottel-Ruder-Propeller umgebaut.
Gruß![]()





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