Hallo,
HAMBURG einfahrend in die Schleuse Ybbs-Persenbeug am 27. September 1957.
Foto Peter Schmied / Wien
Klaus Heilmeier weiß interessante Details zu diesem Motorzugschiff zu berichten:
Zum MZS HAMBURG, BL, gibt es noch einige Details, betreffend dem Rückzug der Donauschiffe im Sept/Okt. 1944 ab Belgrad bergwärts.
Am 4. Oktober 1944 wurde in Belgrad ein Geleitzug zusammengestellt und am 6. Oktober 1944 abends ab 19 Uhr fuhren 10 Zugschiffe mit 81 Fahrzeugen in Begleitung einiger Fahrzeuge der Donauflottille von Semlin aus zu Berg mit 6 km/h Fahrgeschwindigkeit. Im Bereich der Theißmündung war das rechte Ufer (in Fahrtrichtung) bereits von der Roten Armee besetzt, die mit Artillerie, Granatwerfern und Maschinengewehren die Schiffe beschossen. Linkssufrig griffen jugoslawische Partisanen mit Maschinengewehren in den Kampf ein. Erste Tankkähne gerieten in Brand. Brennendes Öl trieb auf der Wasseroberfläche.
Die Beschießung des Geleitzuges dauerte von 23.30 h am 6.10. bis 7 h morgens am 7. Oktober. Zahlreiches Bordpersonal kam ums Leben. Der ebenfalls im Konvoi fahrende Dampfer STAUSS (II), Bayer. Lloyd, erhielt rund 600 Treffer.
Dennoch gelangten alle Schiffe an Positionen oberhalb der Theißmündung. Anderen Fahrzeugen auf Theiß und Bega gelang die Flucht nicht mehr. So wurden 2 Fahrgastschiffe, 12 Zugschiffe und 119 Schleppkähne in diesem Bereich aufgegeben.
HAMBURG (Kpt. Fischer) wurde aber nochmals zurückbeordert und unternahm ab Novi Sad eine zweite Fahrt, wobei man die Kommandobrücke mit 2 Vierlingsflak-Geschütze bestückt hatte und für die Besatzung dort einen Schutz mit mehreren Ballen Verbandswatte angeordnet hatte.
Dieser Geleitzug bestand aus 8 Zugschiffen, 4 Motortank- und Motorfrachtschiffen mit zusammen 70 Schlepp- und Tankkähnen.
HAMBURG wurde 50 Minuten lang beschossen, konnte aber weiterfahren und erreichte letztlich Budapest.
HAMBURG hatte aber noch einen weiteren Einsatz im Dezember 1944. Hier sollte die Strecke oberhalb Budapest geräumt werden. HAMBURG war das letzte Zugschiff und sollte alles, was noch schwimmfährig war, nach oberstrom schleppen.
So sollten 2 "Betonschleppe" Richtung Wien verstellt werden; zudem sollte der SINDA-Tank PALERMO aufgenommen werden und Militärschleppfähren in den Verband integriert werden. Die Aktion lief am 26. Dezember 1944 an. Wegen Fliegergefahr wurden keine Positionslampen gesetzt und auf Sicht gefahren. Mit Beschuß vom linken Ufer war ständig zu rechnen. Rechtsufrig sprengten Pioniere der Wehrmacht alles, was noch intakt war.
HAMURG erreichte ohne großen Schaden Bratislava und später Wien und Anfang Mai 1945 das bayerische Passau.
Aus den Akten der MS HAMBURG 1944/45
Grüße
Muranfan